Airbnb debütiert mit Börsenwert von 100 Milliarden Dollar an Wall Street
Corona-Pandemie? Rückläufige Geschäftsentwicklung? Dreistellige Millionenverluste? Alles egal! Airbnb hat heute beim mit Spannung erwarteten Debüt an der Wall Street alle Erwartungen übertroffen und wird aus dem Stand mit über 100 Milliarden Dollar bewertet
Der Wahnsinn geht weiter. 24 Stunden nachdem der Essenslieferdienst Doordash bei seinem Debüt an der Wall Street einen Kurssprung von 85 Prozent gegenüber dem Ausgabekurs verzeichnet hatte, setzt Airbnb nochmals neue Maßstäbe.
Dass das Vorzeigeunternehmen der Sharing Economy beim Gang an die Börse einen reißenden Absatz seiner Aktien finden würde, deutete sich bereits in den vergangenen Wochen an. Zunächst taxierte Airbnb den angestrebten Unternehmenswert im Börsenprospekt auf 31 Milliarden Dollar, hob die Bewertung dann aber auf 35 Milliarden Dollar an.
Aus dem Stand mit 100 Milliarden Dollar bewertet
Weil die Nachfrage nach Anteilsscheinen unmittelbar vor dem IPO so groß ausfiel, hatte sich der 2008 gegründete digitale Zimmervermittler gestern dazu entschlossen, die Aktien beim Börsengang heute zu Kursen von 68 Dollar zu platzieren, die wiederum einer Bewertung von bereits 47 Milliarden Dollar entsprochen hätten.
Wie viel Geld CEO Brian Chesky damit am Ende auf dem Tisch liegen ließ, wurde heute Abend deutscher Zeit beim Debüt an der Technologiebörse Nasdaq deutlich. Zur Erstnotiz leuchteten Kurse von sage und schreibe 146 Dollar auf, die aus dem Stand dem spektakulären Börsenwert von über 100 Milliarden Dollar entsprechen.
Bewertung im April noch bei 18 Milliarden Dollar
Airbnb-Gründer Chesky rang unmittelbar zum Börsenstart beim Finanzinformationssender Bloomberg entsprechend nach Worten. „Ich fühle mich sehr geehrt“, sagte der 39-Jährige und verwies dabei auf die Schwierigkeiten, die das hoch gewettete Start-up noch im Frühjahr gehabt hatte.
Im Zuge der Corona-Pandemie geriet Airbnb nämlich in erhebliche Turbulenzen, die zu einer Entlassung von gleich einem Viertel der Belegschaft geführt hatte. Nach zusätzlichen Krediten von einer Milliarde Dollar am Private Equity-Markt wurde Airbnb im Frühjahr kurzzeitig nur noch mit 18 Milliarden Dollar bewertet.
„Im April wurden wir noch mit 30 Dollar je Aktie bewertet“, erklärte Chesky gegenüber Bloomberg.
Von diesem Bewertungsabsturz hat sich das 12 Jahre alte Internetunternehmen nun noch schneller erholt als die Kapitalmärkte in den vergangenen acht Monaten.
Airbnb verlor 2020 fast 700 Millionen Dollar in drei Quartalen
Trotzdem dürfte das rasante Börsendebüt und die enorme Bewertung, die etwa die aktuelle Marktkapitalisierung von anderen Internetstars wie Uber und Snap bzw. Twitter und Pinterest zusammen übertrifft, einige Fragen aufwerfen.
In Dollar und Cent hat Airbnb in diesem Jahr nämlich ganz erheblich unter den Folgen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Shut- und Lockdowns gelitten. Urlaubsreisen fielen aus – und damit Millionen von Buchungen. Wie sehr das von Brian Chesky geführte Internetunternehmen aus San Francisco die Folgen von Covid-19 zu spüren bekam, macht ein Blick auf die 9-Monatsbilanz deutlich.
In den ersten drei Quartalen musste der Online-Vermittler von Wohnungen und Häusern einen Umsatzrückgang um 32 Prozent von 3,7 auf nur noch 2,5 Milliarden Dollar hinnehmen. Der notorisch defizitäre Internetplattform-Betreiber verdoppelte zudem seine Verluste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in den ersten drei Quartalen auf happige 697 Millionen Dollar.
Bereits in 100.000 Städten auf der Welt präsent
Anleger dürften bei ihrem Investment indes bereits in die Zeit nach der Corona-Pandemie blicken, aus der Airbnb nicht zuletzt wegen der inzwischen großen Verbreitung rund um den Erdball als Gewinner der Tourismusbranche hervorgehen könnte.
Gegründet wurde Airbnb im August 2008 von den Studenten Brian Chesky und Joe Gebbia in San Francisco. Der Name ist Programm: „Airbed and Breakfast“ heißt die Langfassung, Luftmatratze und Frühstück also.
„Der Zugang ist wichtiger als der Besitz“, beschrieben die Gründer einst ihr Mission Statement. Inzwischen bietet Airbnb Zimmer in 220 Ländern und über 100.000 Städten an: Durch die mittlerweile sieben Millionen Inserate wurden inzwischen bereits 500 Millionen Menschen rund um den Globus eine Unterkunft vermittelt.