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Октябрь
2019

Putins Glamping-Reich: Wo der Präsident die Zügel in der Hand hält – eine Reise durch Sibirien

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Putins Glamping-Reich: Wo der Präsident die Zügel in der Hand hält – eine Reise durch Sibirien

Wladimir Putin hat auch ein Recht auf Urlaub. Den verbringt er gern jagend oder fischend in Tuwa, einer menschenleeren Region im Süden Sibiriens. Was ist da los, wenn Putin wieder weg ist?

Wer die List des Wladimir Putin bei der Jagd nach Wählerstimmen erahnen will, muss ganz weit weg von Moskau, tief hinein in sein fast grenzenloses Revier. In den Süden Sibiriens nach Tuwa, einem kleinen, armen und dünn besiedelten Teilstaat seines riesigen Reiches. Über Serpentinen geht es hinauf zum Pass Goldene Hand, wo Einheimische an dem Altar aus Steinen und geweihten Stofffetzen stoppen und Geister um eine sichere Weiterfahrt bitten. Die führt durch eine weite Ebene, dann steil hinab ans Ufer des aufgestauten Flusses Chemtschik und mit dem Boot hinüber zur Hütte des Schafhirten Dukar-ool Maskyr-ool, dem Putin hier wie der Leibhaftige erschien.JWD Cover 15

"Sie kamen mit drei Booten. Ich dachte zunächst, es sind Geologen", sagt der 71-jährige Schäfer, den alle nur Großvater nennen. Er ging den Besuchern entgegen, hinunter zur Anlegestelle, wo jetzt die Abendsonne das Wasser zum Glitzern bringt. "Aus der Nähe habe ich Putin natürlich sofort erkannt", sagt der Alte. "Er hat mich nach einem Pferd gefragt. Ich habe ihm mein bestes gegeben." Es war Kula, ein unscheinbares mongolisches Steppenpferd, das jetzt am Ende der Welt gesattelt am Schafgatter steht und etwas apathisch in die grüne Hügellandschaft blickt.

Einsamkeit der südsibirischen Taiga

Der Alte ist der vermutlich berühmteste Schäfer der gesamten Russischen Föderation, seine Kula der wohl bekannteste Gaul des stolzen Landes. Denn auf seinem Rücken ist vor zehn Jahren das ikonische Oben-ohne-Foto entstanden, auf dem Putin den Russen und dem Rest der Welt gezeigt hat, dass er die Zügel fest in der Hand hält. Aus seiner Sicht ist es wahrscheinlich das erfolgreichste Foto seiner Marketingkampagne aus der Einsamkeit der südsibirischen Taiga, bei der er sich regelmäßig als Abenteurer in seinem Urlaubsparadies inszeniert und sein Muskelmann-Image aufpoliert.

In Russland kann Putin damit punkten. Ganz egal ob als Taucher im Tarnanzug, Pilzsammler, Schwimmer oder Angler. Die Sehnsucht nach einem Führer ist groß. Einem, der mal nicht trinkt und fit erscheint, fähig, das Land nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder kraftvoll in eine rosige Zukunft zu führen. Motto: Make Russia great again. Die Masche funktioniert für ihn seit 20 Jahren. Demonstrationen wie zuletzt in Moskau können ihm da nichts anhaben.

"Ich habe ihm in den Sattel geholfen", sagt Aldyn, 21, der Enkel des Schäfers, auf dessen blauem Sweatshirt in Großbuchstaben "Hey, kiss me" steht. Alle in der Familie nennen ihn Putin, weil der ihm damals für die Steigbügelhilfe ein Armeemesser und seine 20.000-Euro-Uhr geschenkt hat. Doch nach ein paar Minuten ist der mächtige Mann allein weitergeritten, im Schlepptau drei Fotografen und Sergej Schojgu, den heutigen Verteidigungsminister.

Die Söhne des Schäfers bringen zur Begrüßung Tee mit Milch und Butter, gewürzt mit Salz. Putin trug damals Stiefel, Hose und T-Shirt in Oliv, erinnern sie sich. Dass er in der Stunde, die er mit seinen Getreuen allein unterwegs war, seinen Oberkörper entblößte, haben sie nicht gesehen. Das erfuhr die Welt aber bereits einen Tag später, als die Agentur Ria Nowosti das Foto des Staatschefs ohne Hemd im Sattel direkt aus der Taiga rund um den Globus sendete. Es wurde millionenfach gedruckt.

Eine Jurte inmitten einer malerischen Landschaft
Die Bewohner Tuwas leben traditionell in solchen Jurten. Aber nur, solange der Kamin funktioniert
© Stanislav Krupar

"Wir haben uns alle gewundert, warum er die Bilder gerade mit diesem Pferd gemacht hat", sagt Eduard Dagbay, 53, von 2000 bis 2015 Chef des Pferdezucht- und Sportverbandes von Tuwa. Als er noch im Amt war, bekam er jedes Mal im Vorfeld vor Putins Jagdausflügen einen Anruf. "Wir erwarten hohen Besuch. Bitte bereiten Sie gute Pferde vor." Natürlich habe er ihm immer die besten geliefert. Er ritt auch mit Putin und stellte fest, dass der Präsident als Reiter Fortschritte machte. "Er hat mit Sicherheit Reitstunden genommen", sagt Dagbay. Doch dass er den alten Schäfer um sein Steppenpferd gebeten hat, kann er bis heute nicht nachvollziehen. Ein gutes Rennpferd hat hier in etwa den Stellenwert wie in Deutschland ein Porsche. Es symbolisiert Erfolg, Männlichkeit, Kraft. Der Braune am Schafgatter rangiert da eher in der Lada-Liga.

Minus 40 Grad im Winter

"Ich muss mich nicht hinter einem Busch verstecken, wenn ich relaxe", ließ Putin höchstpersönlich als Antwort auf die Frage kommunizieren, warum er oben ohne posiert wie ein Pin-up-Girl. Mal sitzt er im Sattel, mal steht er neben dem Pferd und streichelt es liebevoll, mal gibt er ihm Zucker. Danach wurde er, wieder angezogen, mit dem Schäfer und dessen Enkel abgelichtet. So konnte er Tierliebe und Volksnähe gleichermaßen demonstrieren. "Der Regierungschef hat auch die bescheidene Behausung des Hirten besucht", verbreiteten die staatlichen Medien. Und obwohl "der Schäfer schlecht russisch kann und nur Tuwinisch sprach", sei es beiden gelungen, "eine gemeinsame Sprache zu finden".

Der alte Schäfer ist nach zwei Monaten erst gestern mit seiner Herde aus den Bergen herabgestiegen. Genau wie damals, als Putin unerwartet vor ihm stand. "Er ist ein kluger und ein bescheidener Mann", sagt der Alte, der es nie einfach hatte. In der Ferne donnert ein Gewitter, Blitze zucken gefährlich nahe. Bald kommt der Winter mit Temperaturen von minus 40 Grad und weniger. Je kälter es wird, desto dichter kommen die Wölfe, die sich nachts seine Schafe holen.

Als jungem Mann verlieh man ihm einst die Lenin-Medaille für tapfere Arbeit. Aber die Sowjets brannten trotzdem die Häuser in fünf Jahrhunderte alten Dörfern ab, um einen Stausee zu fluten. Auch das Elternhaus des Schäfers ging verloren, archäologisch wertvolle prähistorische Gräber ebenso. Der Staat versprach ihnen luxuriöse Wohnungen, Fährverkehr und Strom, alles kostenlos. Der Schäfer bekam dann Gratis-Benzin für seinen Stromgenerator. Und selbst damit ist es seit dem Zusammenbruch des Sowjetregimes vorbei.

Putin mit einem großen Fisch in Händen
Die Bilder, die beweisen sollen, dass Putin so fit ist. Aber ganz ehrlich: Sixpack sehen wir keins
© Imago

Jetzt kann er nicht mal mehr russisches Radio empfangen, sondern nur chinesisches. Aber er ist froh, dass mit Putin für ihn zumindest Ruhe eingekehrt ist. Für das Pferd, auf dem er saß, wurden ihm schon 72 Schafe geboten, mehr, als er selbst besitzt. Aber er würde es niemals hergeben. Er verehrt Putin. Putin gilt ihm, wie den meisten seiner Landsleute, als Garant für Stabilität.

Am Handgelenk des Hirten baumelt noch immer die 10.000-Euro-Uhr der Schweizer Marke Rado, die Verteidigungsminister Schojgu ihm schenkte. Schojgu kommt aus Tuwa. Als Minister für Zivilschutz war er schon populär, als Putin noch KGB-Agent war und der breiten Öffentlichkeit völlig unbekannt. Schojgu gründete die Partei, aus der später Putins Machtbasis "Einiges Russland" hervorging. Und er war es, der Putin schon 2007 zum ersten Mal in den Nationalpark Ubsunurskaya Kotlowina ganz in der Nähe lockte, in Begleitung von Fürst Albert von Monaco.

Zum Ruhme Russlands

"Zutritt ohne Spezialgenehmigung verboten", steht auf den Schildern neben den Schranken am Parkeingang. Damals schlug der Tross bei den Hütten der Ranger sein Lager auf. Seit dieser Zeit stieg Schojgu zu einem der wichtigsten Getreuen im Netzwerk Putins empor. Er ist der am längsten dienende Minister.

In seinem Heimatort Tschadan steht ein Museum zu seinen Ehren. Bilder zeigen ihn lächelnd mit Diktatoren wie Sadam Hussein, Abd al-Fattah as-Sisi oder Baschar Hafiz al-Assad, dem er zur Unterstützung 50.000 Soldaten nach Syrien schickte. Am Ortseingang grinst er neben Putin von einem haushohen Plakat: "Im Namen Tuwas, zum Ruhme Russlands."

Zum Wohle Putins soll Schojgu den Neubau der Ranger-Station als präsidiale Jagdhütte angeordnet haben: ein zweistöckiger Prunkbau mit goldfarbener Kuppel, die einer überdimensionierten Jurte ähnelt. Fotografieren streng verboten. Vor Kurzem wurde eine Satellitenantenne installiert, wenn der Generator brummt, funktioniert sogar das WLAN. "Die Jurte wurde für Putin errichtet", sagt Diinmey Kaadryr-ool, 48, der Direktor der Nationalparks, seine Frau serviert Tee mit Honig, Hirschblut und aufgeweichtem Horn vom Geweih. "Doch Putin meinte, er brauche diesen Komfort nicht, wenn er in der Natur ist."

Eine teure Uhr am Handgelenk eines Hirten
Diese Uhr hat Verteidigungs­minister Schojgu einem Hirten geschenkt. Kostenpunkt: 10.000 Euro. Sofern sie echt ist …
© Stanislav Krupar

Die genießt er meist unweit von hier, im Tal von Arjan, wo Wasser aus Quellen entspringt, dem man heilende Wirkung zuschreibt. Der Legende nach soll Dschingis Khan in grauer Vorzeit mit seinen Kämpfern eingeritten sein. Jetzt kommen Esoteriker, Heilkundler und Naturfreaks aus der Hauptstadt. Sie haben Zelte aufgeschlagen, sammeln Kräuter und brauen Tees gegen Knochenschwund, Impotenz und Verdauungsbeschwerden. Putin lässt seine Zelte immer auf Lichtungen an der Flussseite aufschlagen. Bis zum Tode Stalins 1953 schufteten Strafgefangene in einem Stollen, zehn Minuten vom Ufer entfernt. Am Eingang liegt das Skelett eines Pferdekopfes. Hier kommen keine Touristen her. Aber immer mehr Hobbyjäger, die sich auf Youtube brüsten, auf Putins Spuren zu pirschen.

"Ich kann seit vier Nächten kaum schlafen, weil wir Wilderer im Park haben", sagt Nationalparkchef Kaadryr-ool. Seine Leute sind ihnen im Gelände auf der Fährte. Sie haben Bilder von ihnen, weil sie in Fotofallen getappt sind. Doch bislang konnten sie keinen schnappen. Kaadryr-ool ist besorgt. Seltene Schneeleoparden leben in seinem Revier. "Wir haben den klaren Auftrag, sie zu schützen", sagt er. In Fensterreden unterstützt auch Putin die bedrohten Tiere. "Aber wir brauchen seine Hilfe nicht. Dass Putin hierherkommt, stört unsere Arbeit."

Wenn er anreist, ist der Himmel schon zwei Wochen vorher voll mit Helikoptern. Solange dauert es, bis das Zeltlager für ihn hergerichtet ist, obwohl er mitunter nur eine Nacht bleibt. Putin ist Pionier, was Glamping angeht, glamouröses Camping. Der alte Schäfer und sein Enkel waren nach Putins Halbnackt-Ritt auf ein Tässchen Tee dort eingeladen. Drei Stunden dauerte die Anreise von ihrer Hütte, zunächst mit dem Boot, dann zu Fuß weiter.

20 opulente Paläste und Villen

Überall standen schwer bewaffnete Bodyguards. Für den Abend werden schon mal die populären Kehlkopfsänger oder ganze Tanzgruppen eingeflogen. Fünfzehn Boote seien meist im Einsatz, ebenso viele Helikopter, erzählt die Schäferin Valentina Dongar, 59, deren winzige Hütte einsam am Ufer steht, umrankt von meterhoch wucherndem Marihuana.

Gerade hat sie sich von ihrer Matratze im staubigen Hof hochgerappelt und ihr Buch von Dumas zur Seite gelegt. Sie wundert sich, dass die Piloten sie immer so förmlich um Landeerlaubnis bitten. "Putin ist der Herr der Taiga. Es ist sein Land." Laut Opposition besitzt er 20 opulente Paläste und Villen. Wie es dort aussieht, ist Staatsgeheimnis. Wenn er aber hier auf Naturfreund macht, wird jede Bewegung dokumentiert.

Auf den Videos, die der Kreml von seinen Jagdausflügen ins Netz stellt, ist andauernd das Klicken der Fotokameras zu hören. Natürlich gibt es immer nur einen Star: Wladimir Wladimirowitsch Putin. Egal, ob er wie ein Model auf dem Laufsteg an einem Flussufer entlangschreitet, ob er mit antiken Urnen aus den Tiefen von Bergseen auftaucht oder einen Hecht angelt, den Russen bleibt Dank der regimetreuen Nachrichtenagentur Sputnik nichts vorenthalten.

Natürlich ist Putin meist der Einzige, bei dem ein Fisch anbeißt. Mitunter, so Sputnik, ist die Beute "so groß, dass der körperlich fitte Präsident ganze drei Minuten brauchte, um den Fisch aus dem Wasser zu ziehen". Selbstverständlich wird auch vermeldet, dass die sonst so scheuen Steinböcke nicht wegrannten, als sie ihn sahen. Und klar: Vor Bären hat einer wie Putin keine Angst. Sein Sprecher Dmitrij Peskoåw versuchte einen Scherz: "Die Bodyguards sind angemessen bewaffnet, obwohl die Bären sich manierlich verhalten, wenn sie Putin sehen. Sie sind ja nicht blöd."

Ein Mann trägt ein "Armija Rossii"-T-Shirt
Das patriotische Modelabel "Armija Rossii" (Russische Armee) scheint in Tuwa erste Wahl
© Stanislav Krupar

Was hierzulande als Realsatire durchgeht, bringt ihm in Russland Applaus. In Klatschblättern wie "Geheimnisse der Stars" ziert der halb nackte Präsident das Titelblatt. Er sei sexy und der "begehrteste Mann des Landes", heißt es da. Ausführlich werden ausländische Medien zitiert, so sie seine Vitalität preisen, alles reichlich bebildert. Mal taucht er oberkörperfrei beim Sonnenbaden auf. Mal mitten im Wahlkampf als furchtloser Schmetterlingsschwimmer im Bergsee.

Wenige Tage nach neuerlichen Sanktionen gegen Russland wegen der Annexion der Krim kursierte statt eines präsidialen Statements nur das Bild vom Oben-ohne-Putin mit einem dicken Fisch an der Angel. Der Staatsmann als Selbstversorger in einem autarken Land, der im Zweifel noch jedes alte Mütterchen satt bekommt. Wehe aber, wenn sich westliche Journalisten darüber lustig machen oder gar einen Hintersinn in den subtilen Botschaften aus der Taiga erkennen wollen, deren Veröffentlichung meist klug terminiert ist.

Sibirien "nichts für Warmduscher"

"Putin macht Sibirien im Urlaub unsicher: nichts für Warmduscher und Golf-Fans", heißt es dann beim staatlichen Portal VZ. Putin würde als Alphatier abgestempelt, weil er die "universelle Gut-Böse-Matrix der westlichen Welt herausfordere, in der schon allein der Begriff mutig sein verdächtig klingt." Und weiter: "Der Unterschied zwischen Mann und Frau gilt dort als intolerant, antiliberal und autoritär. Doch Putin zeigt keinen Machismo. Denn er tickt nicht in dieser dekadenten Kategorie, die eher in einer Gesellschaft typisch ist, wo die natürliche Familie keine Selbstverständlichkeit mehr ist und die Rollen von Mann und Frau nicht mehr klar definiert sind."

Ein Mann mit einem „Work Is Over!“-T-Shirt
"Work Is Over!" Wenn Putin weg ist, heißt es erst mal: Füße hoch!
© Stanislav Krupar

In Tuwa jedenfalls genießt er einen noch stärkeren Rückhalt als sonst wo im Land. Denn inzwischen haben sich seine Werbeauftritte in eigener Sache zum Segen für den Fremdenverkehr entwickelt. "Ich war an vielen Orten und habe viel gesehen. Aber noch nie eine so starke Natur wie hier", sagt Putin immer wieder. Damit hat er Tuwa auf die touristische Landkarte gebracht. Michail Tabajew, 33, Tuwas stellvertretender Kulturminister und zuständig für den Fremdenverkehr, freut es, wenn man die Landschaft mit der von Wyoming oder Montana vergleicht. "Das stimmt", sagt er beim Tee in der Hauptstadt Kysyl mit Blick auf das futuristische Denkmal, das das Zentrum Asiens markiert. "Nur ist es hier besser, weil unser Präsident und unser Verteidigungsminister hier Urlaub machen."

Er träumt schon von VIP-Tourismus, von internationalen Flügen zum neuen Airport und von der Öffnung der Grenze zur Mongolei, die für Ausländer noch immer nicht passierbar ist. Nahe der einst verschlafenen Hauptstadt, in der ein Drittel der gut 300.000 Tuwiner lebt, steht nun ein erstes Fünfsternehotel. Dort können betuchte Einheimische und Touristen in klimatisierten Jurten schlafen, betreten des Rasens verboten. Und Putin-Freund Schojgu hat seine Heimat nicht vergessen. Der Verteidigungsminister sorgt mit dem Neubau von Straßen für die nötige Infrastruktur.

Derzeit sind die Landstraßen in fast alle Himmelsrichtungen aufgerissen. Schließlich schwebt Putin mit seinen Hubschraubern selbst in die entlegensten Winkel im Westen, wo sich die altgläubigen orthodoxen Christen seit Jahrhunderten vor blutrünstiger Verfolgung in Sicherheit brachten. Dort leben sie noch immer nach nahezu unveränderten Bräuchen und Traditionen, weitestgehend isoliert von der Außenwelt.

Etliche ihrer Weiler sind nur im Winter mit dem Auto erreichbar, wenn der Fluss zugefroren ist. Die Männer dürfen sich nicht rasieren, das ist Sünde. Auch aus einem Gefäß zu trinken, das Ungläubige berührt haben, ist für manche immer noch des Teufels. Sich fotografieren zu lassen ebenso. Das gestatten nur vereinzelte Altgläubige wie Gregorij Jurkow, der inzwischen auch Geld mit Abenteuertouristen verdient. Mit seinem brustlangen Vollbart und der Spyder-Sonnenbrille, die ihm ein Kunde schenkte, sieht er aus wie ein Hardrocker. Doch der ehemalige Grenzschützer ist vielleicht die beste Begleitung, die man in der Wildnis haben kann. Erst im letzten Herbst habe er erfolgreich einen Bären erlegt, sagt er.

  Vaterländischer Empfang: Am Eingang der Ortschaft Tschadan grüßen Putin und sein Freund und Verteidigungsminister und Tuwas Regierungschef
Vaterländischer Empfang: Am Eingang der Ortschaft Tschadan grüßen Putin und sein Freund und Verteidigungsminister und Tuwas Regierungschef
© Stanislav Krupar

Eigentlich müsste Gregorij heute Heu machen. Doch für das Doppelte des sonst üblichen Preises bringt er nun seine Gäste vom Weiler Erzeih in die Richtung des Nebenflusses, wo Putins berühmte Anglerfotos entstanden sein sollen. Er peitscht sein selbst gebautes 80-PS-Boot flussaufwärts durch die Stromschnellen des Kleinen Jennissei. An Land sind ab und zu Altgläubige zu sehen, denen die weißen Bärte bis zu den Knien reichen.

Russen-Phobie

Bei dem Dorf Utscher, 208 Einwohner, 40 Familien, ist die Fahrt zu Ende. Eine Seilfähre bringt einen Traktor von einem Ufer zum anderen. Kühe grasen auf sattgrünen Wiesen. Rostige Pferdepflüge stehen hier, vor den Hütten stapelt sich das Brennholz meterhoch. Drinnen backen Frauen Brot am offenen Feuer. Gregorij Jurkow schweigt sich dazu aus, wo genau Putins berühmte Anglerfotos entstanden. Er sagt auch nicht, dass er ihn geführt habe. Aber er erzählt, dass Putin ein guter Angler sei und dass Schojgu nicht so gern jage.

"Meistens sitzen sie nur beisammen und reden", sagt Gregorij. Auch er sei sehr an Politik interessiert. Jeden Abend lese er eineinhalb Stunden Nachrichten aus aller Welt und habe festgestellt, dass viele Menschen im Ausland den Russen gegenüber feindlich eingestellt seien. "Warum diese Russen-Phobie?", fragt er. Der Krieg in der Ukraine sei von den Amerikanern angezettelt worden. "Und Deutschland? Ist es da besser geworden mit den ganzen Flüchtlingen? Warum füttert ihr all die Araber durch?"

Wladimir Putin solle man gefälligst in Frieden lassen. Er habe schließlich viel zu tun, müsse sich um die Kriege kümmern in Syrien und auf der Krim, um die Krise in Afghanistan. "Politiker sind auch nur Menschen. Auch ein Putin braucht Erholung und möchte ungestört sein", sagt der Altgläubige Gregorij. Und ginge es nach dem Präsidenten der autonomen Republik Tuwa, Scholban Kara-ool, sollte er sich am besten gleich mit US-Präsident Trump hier entspannen. "In der unberührten Wildnis der Taiga würden Putin und Trump eine gemeinsame Sprache finden", sagt er, "hier könnten sie ehrlich zueinander sein."

Diese Geschichte stammt aus der 15. Ausgabe von JWD – Joko Winterscheidts Druckerzeugnis. Zu kaufen auch hier.






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