Cyber-War: Unit 8200 – diese Cyber-Soldaten sind der Motor für Israels Techboom
Israel ist führend im Sektor der Cyberabwehr und der Grund liegt im Militär. Dort erkannte man früher als in anderen Ländern die Notwendigkeit, Geheimdienstaktivitäten per Computer durchzuführen. Neben dem frühen Start besitzen die israelischen Militärs einen einzigartigen Vorteil. In Israel herrscht eine allgemeine Wehrpflicht. Unter den Rekruten können sich die Cybereinheiten ihre Soldaten aussuchen.
Spezielle Offiziere werben geeignete Schüler schon im Alter von 16 Jahren weit vor dem Wehrdienst an. Liran Grinberg, ehemaliger Offizier der Einheit, sagte der britischen Zeitung "The Telegraph": "Wir suchen und rekrutieren die intelligentesten und talentiertesten 16-Jährigen in der gesamten Bevölkerung. Sie gehen in die Einheit und drei bis fünf Jahre später kommen sie wieder heraus und gehen in die Technologiebranche."
Nach der Armeezeit ist die weitere Karriere gesichert, in der Techbranche sind die Veteranen des Cyberkrieges gesuchte Spezialisten. Diese Pipeline von militärischen Cyber-Einheiten zum Technologiesektor ist eine der treibenden Kräfte, die Israel zu einem Technologiezentrum machten, schreibt "The Telegraph." Jedes Jahr würden Tausende von ausgebildeten Spezialisten die Streitkräfte verlassen. Diesen Cyber-Veteranen verdankt Israel die führende Stellung im Markt der Datensicherheit.
Dunkle Seiten von 8200
Unit 8200 ist allerdings nicht nur für den Schutz der eigenen Infrastruktur bekannt. Sie gilt auch als Urheber des Stuxnet-Wurms, der das iranische Atomprogramm sabotieren sollte.
Lesen Sie hierzu: Die Geschichte von Stuxnet - Wie der Wurm in die Wüste kam
Der Einheit wird vorgeworfen, systematisch Personen auszuspähen, um diese Menschen später mit ihren Geheimnissen erpressen zu können. Israelische Technologieunternehmen werden zudem beschuldigt, Saudi-Arabien und anderen Regimen geholfen zu haben, Dissidenten und Menschenrechtsaktivisten auf diese Weise auszuspionieren.Militär KI, 19.53
Die Unit 8200 und andere Eliteeinheiten gelten in der Branche als Israels "Äquivalent zu Harvard, Princeton und Yale". "An der Universität lernt man, dass man jahrelang studieren, seine Diplome machen muss und dann ist man ein Experte. In der Unit 8200 gibt es keine Zeit für so etwas. Sie arbeiten in feindlichen Umgebungen und die Sicherheit des Landes steht auf dem Spiel", sagte Sivan Rauscher, die Vorstandsvorsitzende des israelischen Cybersicherheitsunternehmens SAM Seamless Network. Mehr als zwei Drittel ihrer Mitarbeiter kommen aus der Unit 8200.
Durchlässigkeit zur Wirtschaft
In der Einheit herrscht eine Start-up-Atmosphäre und eine für das Militär ungewöhnlich flache Struktur. Junge Soldaten können direkt mit hohen Offizieren, damit keine Informationen in der Befehlskette weitergegeben werden. "The Telegraph" konnte die Ausbildung der Cyber-Krieger an einer Basis in Zentralisrael während einer Übung beobachten. In einer fünftägigen Simulation mussten sie wichtige Netzwerke vor ausländischen Angreifern schützen.
Major Guy Streit führte den Trainingskurs. Er sagte, dass er mit seinen Soldaten zivile Techfirmen besuchen würde, während Veteranen, die jetzt in der Wirtschaft arbeiten, regelmäßig vorbeikommen und mit den jungen Soldaten sprechen würden. "Unsere Leute sind sehr gefragt, wenn sie aus dem Militär aussteigen, weil die Erfahrungen, die sie bei uns machen, sehr hart sind. Die israelischen Streitkräfte sind dafür bekannt, Nachwuchskräften große Verantwortung zu übertragen, und sie werden im Privatsektor sehr geschätzt", sagte er.
Nicht mehr ganz so geheim
Cyberkommando_10.45So sehr diese Durchlässigkeit gewünscht wird, sie führt auch dazu, dass es angesichts der Gehälter in der Techbranche nicht leicht ist, Soldaten zu einer längeren Dienstzeit zu überreden. Umgekehrt kann eine nationale Krise dazu führen, dass die Reservisten erneut eingezogen würden. Sivan Rauscher ist daran gewohnt, dass ihre wichtigsten Mitarbeiter über Nacht verschwinden können und sie am Morgen nur leere Büros vorfindet. Die enge Verbindung zur Techbranche hat den Charakter der Geheim-Einheit inzwischen deutlich verändert, sagte ein Ehemaliger der britischen Zeitung. "Als ich dort war, durften wir nicht einmal den Namen der Einheit nennen. Und jetzt gibt es Werbung für Ehemaligentreffen im Radio."
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