Schule in den USA: Lehrerin wird wegen Oben-ohne-Selfie gefeuert - und will vor Gericht ziehen
Lauren Miranda dachte sich nichts, als sie ihrem Freund ein ein Oben-ohne-Selfie schickte. Zweieinhalb Jahre später ist die Junglehrerin ihren Job los. Nun will sie ihren ehemaligen Arbeitgeber verklagen.
Als Lauren Miranda vor zweieinhalb Jahren kurz bevor sie zur Arbeit ging ein Oben-ohne-Selfie an ihren damaligen Freund schickte, ahnte sie nicht, dass das Foto sie einmal ihren Job kosten würde. Miranda arbeitete damals als Mathematiklehrerin an einer New Yorker Mittelschule. Der Mann, mit dem sie damals eine Beziehung hatte, war ein Kollege.
Als sich im Januar 2019 Gerüchte verbreiteten, es sei Foto von Miranda an ihrer Schule Umlauf, das sie mit nacktem Oberkörper zeige, dachte die Junglehrerin an einen Scherz oder ein Missverständnis. Sie hätte nie einem ihrer Schüler ein Nacktfoto geschickt. Dennoch wurde sie in das Büro des Direktors zitiert, wo der Schulleiter sie vor versammelter männlicher Kollegenschaft mit dem Gerücht konfrontierte. "Er machte den Computermonitor an, zeigte ihn umher und da war das Foto von mir", erzählte Miranda dem amerikanischen Sender "abc". Vor den Kollegen und dem Schulleiter beteuerte sie, das Foto nur ihrem damaligen Partner geschickt zu haben. Dennoch sei sie beschuldigt worden, das Bild an Schüler geschickt zu haben.
Der Moment, als der Direktor die 25-Jährige vor ihren männlichen Kollegen blamierte und in "ihre Privatsphäre eindrang", wie sie sagt, sei der Schlimmste ihrer Karriere gewesen. "Ich fuhr heim und musste brechen, weil es mir so schlecht ging. Ich habe mich nie zuvor so klein gefühlt", so die Lehrerin, der wegen des Vorfalls das Gehalt entzogen wurde. Im April wurde sie schließlich endgültig von ihrem Arbeitsplatz suspendiert. Sie sei kein Vorbild mehr für ihre Schüler, argumentierte die Schulleitung. Miranda, die in Evaluierungen immer Bestnoten erzielte und in ihrem vierten Dienstjahr kurz vor einer Beförderung stand, hat nun einen Anwalt eingeschaltet und will die Schulverwaltung wegen Ungleichbehandlung auf drei Millionen Dollar verklagen.
Ungeklärt, wie das Selfie in Umlauf kam
"Wir haben 2019. Die Brust einer Frau ist nicht anstößiger als die eines Mannes. Hätte ein Mann dasselbe Foto gemacht, wäre er nicht in derselben Situation wie ich", lautet ihr Standpunkt. Von der Schule fühlt sich die Lehrerin unfair behandelt. Ihr Anwalt John Ray sieht in der Kündigung ein klares Fehlverhalten des Arbeitsgebers. "Die Schule hätte untersuchen müssen, wie das Foto in Umlauf gekommen ist und nicht meine Mandantin feuern sollen, weil ihre Nippel auf dem Bild zu sehen sind", sagt Ray. Seine Mandantin sei ungleich behandelt worden. "Kein männlicher Lehrer, der ohne Shirt oder Hemd in der Turnhalle oder im Schwimmbad der Schule herumläuft, wird gerügt oder gefeuert".
Frau 19.37In einem Brief des Schulbezirksleiters an sie wird die Amerikanerin beschuldigt, sie hätte ermöglicht, dass sich Schüler freizügige Fotos ansehen können. Doch nicht nur das: Auch, dass sie ihrem damaligen Partner und Arbeitskollegen überhaupt das besagte Foto schickte, sei ein Grund für die Kündigung. "Sie haben einem Kollegen ein nacktes und/oder unangemessenes Foto von sich geschickt", zitiert das US-Portal "Buzzfeed" aus dem Brief.
Die Frage, wie das Foto in Umlauf kam, ist noch immer ungeklärt. Sicher ist jedoch: Das Foto war zumindest ab dem 11. Januar in Händen von Schülern. Eine Kollegin hatte der Lehrerin an diesem Tag eine SMS geschrieben, ein Foto von ihr sei im Umlauf. Die Vorwürfe ihrer Schule, sie habe das Foto selbst an Schüler geschickt, findet Miranda "lächerlich". "Wenn jemand ein Bild sendet, erwartet er, dass es nur die Person sieht, an die er es gesendet hat, und niemand sonst", sagt die Lehrerin, die auf niemanden mit dem Finger zeigen will. Der Mann, der das Foto bekam, wollte den Fall bisher nicht vor amerikanischen Medien kommentieren. Auch die Schulverwaltung schweigt gegenüber der Presse dazu.
Anregung zu Gleichstellungsdebatte in den USA
Lauren Miranda hat unterdessen angekündigt, sich nicht weiter darauf konzentrieren zu wollen, wer das Foto in Umlauf brachte. Stattdessen hat sie ihr Selfie bereits mehreren Medien zur Verfügung gestellt. "Ich schäme mich nicht dafür", so die Leherin gegenüber "abc". Vielmehr wolle sie mit ihrem Fall eine Diskussion zum Thema Gleichstellung anregen. "Männer sexualisieren ständig unseren Körper. Sie geben Frauen die Schuld, dass sie Frauen sind." Ihre Kündigung sende die falsche Botschaft an die Mädchen, die sie unterrichte.
Ihre Rolle als Lehrerin sieht die 25-Jährige nicht gefährdet: "Ich bin ein Vorbild. Ich stehe für das ein, woran ich glaube."
Quellen: ABC, Buzzfeed, Dailywire, New York Times