MAZ: "Ich vertraue der Kraft des Metalls"

Joe Bode hat sich nach zwei Mittelfußbrüchen zurück ins Team des Handball-Drittligisten VfL Potsdam gekämpft und hofft am Sonntag beim Heimspiel der Adler auf ein Comeback. In der Staffel Nord steht die Potsdamer Vertretung an einer Art tabellarischem Scheideweg – nun kommt ein unangenehmer Gegner in die MSB-Arena.

Potsdam. Die kurzen Momente hat Joe Boede genossen, die Aufwärmphase am vergangenen Sonntag, als er sich auf einen möglichen Einsatz im Spitzenspiel gegen den TSV Altenholz vorbereitete. „Ich war sehr froh, dass ich überhaupt wieder im Kader stand und dabei war“, sagt der Linksaußen des Handball-Drittligisten 1. VfL Potsdam, „dass ich am Ende nicht gespielt habe, war die richtige Entscheidung des Trainers, ein bisschen mehr Zeit konnte angesichts der langwierigen Verletzung zuvor nicht schaden – zumal die anderen eine gute Partie gespielt haben.“

Eine Art Comeback light sozusagen für Boede auf dem Spielfeld der Träume bei der 32:34-Niederlage in der heimischen MBS-Arena im Spitzenduell – und nach zwei Mittelfußbrüchen trotzdem ein großer Schritt für den Rechtshänder. Am Sonntag beim Heimspiel gegen den TSV Burgdorf II (Start: 16 Uhr) hofft der 21-Jährige nun auf die ersten Einsatzzeiten.

Die Vorgeschichte: Im Januar 2018 hatten die Knochen des rechten Fußes zum ersten Mal dem Druck nicht standgehalten. Eine konventionelle Behandlung mit einem Spezialschuh folgt. Scheinbar mit Erfolg. Anfang April kehrt Boede zurück ins Training und absolviert in den Wochen danach auch die ersten Liga-Einsätze. Doch Anfang Mai bricht das feinnervige Knochengerüst erneut. „Das war natürlich ein großer Rückschlag“, gesteht Boede, „weil es auch genau dieselbe Verletzung war. Eigentlich schien alles in Ordnung, die Röntgenbilder haben das auch dokumentiert. Ich habe aber vielleicht doch etwas zu früh wieder mit dem Training begonnen.“

Nach der neuerlichen Fraktur lässt sich der 1,74-Meter-Mann mit der Nummer 13 operieren, eine Schraube wird implantiert, um den Fuß zu stabilisieren. Wieder folgt eine lange Pause. Aufgeben war kein Thema, trotz der Leidenszeit. Auch VfL-Trainer Daniel Deutsch schätzt das Durchhaltevermögen seines Schützlings. „Bei solchen Verletzungen kommt es in erster Linie auf den Spieler und seine Moral an und seine Bereitschaft, sich wieder zurückzukämpfen. Joe ist ein Kämpfertyp. Er haut sich immer voll rein.“ Ein Vorteil: Trainer Deutsch ist als Sporttherapeut ein fachlich beschlagener Begleiter: „Da ich im Reha-Bereich arbeite, gebe ich natürlich Tipps und Vorschläge für Trainingspläne“, sagt der Coach. „Außerdem versuche ich, den Wiedereinstieg so risikofrei wie möglich zu gestalten.“

Wie groß ist die Angst, die Verletzung könnte erneut aufbrechen? „Im Prinzip habe ich keine Angst, ich vertraue der Schraube und der Kraft des Metalls“, sagt Boede, der bei den Stadtwerken eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik absolviert, „ich muss allerdings aufpassen, dass ich nicht instinktiv andere Gelenke belaste, um den rechten Mittelfuß zu schonen.“ Seit drei Wochen allerdings absolviert der gebürtige Wünsdorfer die Einheiten der Adler ohne Probleme. Deutsch: „Joe ist gut vorbereitet, hat viel gearbeitet und sich fit gemacht.“

Gut für Deutsch, eine zusätzliche personelle Alternative zu haben, die Adler stehen an einer Art tabellarischem Scheideweg. Mit einem Sieg könnte sich das Team nach oben orientieren, mit einer Niederlage aber vorerst ins Niemandsland der Liga abrutschen.

„Burgdorf II hat einen starken, breiten Kader und gut ausgebildete Spieler“, sagt Trainer Deutsch. „Viele Leistungsträger aus dem letzten Jahr in dem sie oben mitgespielt haben und uns zu Hause geschlagen haben sind noch dabei.“ Joe Boede, der vom MTV Wünsdorf in der sechsten Klasse zum VfL wechselte und von einem Jahr Unterbrechung in Werder (Saison 2016/17) abgesehen immer beim VfL spielte, will auf dem Weg nach oben wieder mithelfen. „Ich will jetzt neu angreifen.“

Von Lars Sittig

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