Perfektionist Reitz toppt Olympia-Bilanz - Ja-Wort als Belohnung
Deutschlands Vorzeige-Schütze Christian Reitz ist mal wieder cool geblieben. Der Polizeioberkommissar gewann Olympia-Gold. Als Belohnung gibt‘s das Ja-Wort seiner Verlobten. Trotz der Olympia-Euphorie sieht Reitz den Umgang mit den Schützen kritisch.Rio de Janeiro (dpa) - Nach dem fabelhaften Schützenfest in Rio will mit Christian Reitz wenigstens einer der drei deutschen Olympiasieger auch in Tokio 2020 dabei sein. «Ich habe Lust, genieße es jetzt erst richtig», meinte der Perfektionist nach seinem Coup mit der Schnellfeuerpistole. Der 29-Jährige machte am Samstag den Gold-Hattrick der deutschen Schützen perfekt - nie zuvor gab es eine bessere Olympia-Bilanz.Fast hätten die Gewehrschützen Daniel Brodmeier und André Link die Bilanz am Abschlusstag noch ausgebaut. Doch am Ende reichte es für den 28-jährigen Brodmeier nur zum undankbaren vierten Platz. Nach Rang fünf 2012 in London war es dennoch seine beste Olympia-Platzierung. Debütant Link schnupperte kurz an Bronze. Nach einer 7,8 im Stehendanschlag waren seine Chancen im Dreistellungskampf aber dahin. Der erst 21-Jährige wurde Fünfter. Der Italiener Niccolo Campriani wiederholte seinen Coup von London und gewann sein zweites Olympia-Gold. In Rio hatte Monika Karsch für den silbernen Auftakt mit der Sportpistole gesorgt. Lisa Unruh holte mit Silber die erste Einzelmedaille für die Bogenschützen überhaupt. Dann legten die Gewehrschützen Barbara Engleder und Henri Junghänel mit ihren beiden Olympiasiegen nach. Engleder wird ihre Karriere bald beenden, Junghänel liebäugelt mit dem Abschied. «Es freut mich, dass sie beruflich ihren Weg suchen, es sind ja keine Dummen. Vom Schießsport können nur wenige leben, ich zum Beispiel», sagte Sportdirektor Heiner Gabelmann schmunzelnd. Doch er ist sicher: «Es gibt genug junge Gewehrschützen, die die Plätze füllen. In vier Jahren sind andere Namen da.»Den goldenen Augenblick von Reitz hielt das komplett versammelte deutsche Team mit einem Selfie auf der Tribüne fest: «Christian du bist Spitze!» Nach Bronze 2008 in Peking holte sich der Polizeioberkommissar mit beeindruckender Nervenstärke das ersehnte Gold, gewann ganz souverän vor dem Franzose Jean Quiquampoix und dem Chinesen Yuehong Li. Mit Tränen in den Augen musste seine Verlobte danach lange warten, ehe es eine innige Umarmung und einen herzhaften Kuss gab. «Er war enorm locker drauf», analysierte seine Lebensgefährtin, die ebenfalls Sportschützin ist, die Leistung. Am 22. Dezember will sie ihrem Christian das Ja-Wort geben. Der ehemalige Volleyballer Reitz, der im Training gerne klettern (Bouldern) geht, macht sich auch abseits des Schießstandes Gedanken um seinen geliebten Sport. Auch die Vorurteile gegen die Sportschützen beschäftigen ihn. «Sportschützen sind alles Waffennarren, das hat sich bei vielen wirklich schon in den Kopf gesetzt. Es ist schon schade, denn es wird immer alles über einen Kamm geschoren und beim Thema Waffe geht es immer mit Druck in diese eine Richtung.» Deshalb nennt Reitz seine Pistolen lieber Sportgeräte. «Dieses Wort Waffe ist einfach grundsätzlich schon negativ belastet, deswegen verkauft sich das auch dementsprechend», sagte er. Zurück zum Sport: Mit 34 von insgesamt 40 Schüssen traf er die Scheiben in 25 Metern Entfernung. Kumpel und Trainingspartner Oliver Geis, der als 17. die Qualifikation verpasst hatte, sagte: «Wir haben im Team alles richtig gemacht - auch wenn es für mich nicht gereicht hat. Christian ist ein saugeiler Typ.» Trainer Detlef Glenz, der fast wie ein zweiter Vater für seine Jungs ist, flippte am meisten aus. «Eines von zwei Assen hat gestochen. Wir machen zwar nicht immer alles richtig, aber auch nicht viel verkehrt.» Glenz verglich Reitz mit dem dreimaligen Schnellfeuer-Olympiasieger Ralf Schumann: «Christian tritt jetzt in seine Fußstapfen.»