Verband: Deutscher Weinanbau steckt «in historischer Krise»
Das Geschäft der Winzerinnen und Winzer hängt stark von günstigem Wetter ab – aber auch von der Marktlage. Die wirtschaftlichen Bedingungen seien "dramatisch", heißt es in einem neuen Bericht. Der Weinanbau in Deutschland gerät nach Branchenangaben weiter in Not. "Während die Ernte 2025 qualitativ als außergewöhnlich gut gilt, steckt die Branche wirtschaftlich in einer historischen Krise", heißt es in einem Marktbericht des Deutschen Bauernverbands zum Jahreswechsel, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die wirtschaftliche Lage sei "dramatisch". So hätten Fassweinpreise von 40 bis 60 Cent pro Liter weit unter den Produktionskosten von rund 1,20 Euro gelegen. Bauernpräsident Joachim Rukwied erläutert in dem Bericht, der Weinbau sei in der größten Krise seit Jahrzehnten. "Aufgrund der schlechten Marktlage gehen wir davon aus, dass wir Rebflächen in erheblichem Umfang verlieren werden." Der Marktanteil des deutschen Weins im Inland sei auf 41 Prozent gesunken, heißt es in dem Bericht. Zusätzlich sei der Export durch Zölle der USA als wichtigstem Absatzmarkt für deutschen Wein belastet worden. Niedrigste Erntemenge seit 2010 Die Weinernte 2025 lag demnach mit 7,3 Millionen Hektolitern um 16 Prozent unter dem Zehnjahresschnitt. Dies war die niedrigste Erntemenge seit 2010. Besonders betroffen seien die großen Anbaugebiete Rheinhessen, Pfalz, Baden und Württemberg, die teils Mengeneinbußen von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gehabt hätten. "Dagegen konnten Regionen wie die Mosel, Sachsen und Saale-Unstrut nach dem Frostjahr 2024 deutliche Zuwächse verzeichnen." Alle 13 deutschen Anbaugebiete hätten "eine außergewöhnlich hohe Traubenqualität" gemeldet, heißt es in dem Bericht. "Die Weine des Jahrgangs 2025 gelten als aromatisch, konzentriert und elegant. Kleine Beeren und intensive Selektion führten zu hoher Qualität, aber reduzierten Mengen." Fast zwei Drittel (64 Prozent) des Weins werden über Supermärkte verkauft. "Massive Belastung" durch höheren Mindestlohn Zu schaffen machen Weinbaubetrieben demnach auch strukturelle Probleme. "Saisonarbeitskräfte sind immer schwerer zu finden, und die Lohnkosten übersteigen in vielen Betrieben die erzielbaren Erlöse", heißt es im Bericht. Der steigende Mindestlohn sei eine "zusätzliche massive Belastung". Besonders Winzer mit Flächen in Steillagen seien davon betroffen, da die Bewirtschaftung dort kaum mechanisiert werden könne. Angesichts der Lage auf dem deutschen Weinmarkt ruft der Bauernpräsident die Verbraucher auf, mehr heimischen Wein zu trinken. "Ich appelliere an die Verbraucherinnen und Verbraucher: trinkt mehr deutschen Wein", sagte er der "Rheinischen Post". "Wir bieten Qualitäten, die locker mit Weinen aus Frankreich , Spanien oder Italien mithalten können."
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