Walldorf: SAP-Finanzchef verteidigt geplantes Dividenden-Plus (Update)
Von Matthias Kros
Walldorf. Luka Mucic, Finanzchef der SAP, hat in ungewöhnlich ausführlicher Form die gestiegene Dividende des Softwarekonzern verteidigt. Man habe dem Kapitalmarkt in einer Richtlinie aus dem Jahr 2017 versprochen, mindestens 40 Prozent des Gewinns nach Steuern als Dividende zu zahlen, schreibt er an die Belegschaft. "Wir, der Vorstand, könnten über mehr als 40 Prozent entscheiden, aber eine Senkung ist keine Option, da unsere Aktionäre erwarten, dass wir diese Richtlinie einhalten und mindestens 40 Prozent unseres IFRS-Gewinns nach Steuern gewähren". Das Einhalten dieses Versprechens führe letztlich dazu, dass SAP nicht nur von großen institutionellen Investoren, sondern auch von vielen privaten Investoren wie Mitarbeiter und Rentner als nachhaltige und solide Investition angesehen werde.
SAP hatte in der vergangenen Woche angekündigt, seinen Aktionären eine deutlich erhöhte Dividende zahlen zu wollen. Der Aufsichtsrat habe in Abstimmung mit dem Vorstand beschlossen, eine Ausschüttung in Höhe von 1,85 Euro je Aktie für 2020 vorzuschlagen, hieß es. Für 2019 waren 1,58 Euro je Anteilsschein gezahlt worden, es gibt also rund 17 Prozent mehr.
Unter den Arbeitnehmervertretern und in der Belegschaft hatte das für Unmut gesorgt, da die Gehälter in diesem Jahr im Schnitt nur um 1,2 Prozent steigen sollen, deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Hinzu kam, dass die Walldorfer im vergangenen Jahr 5,28 Milliarden Euro unter dem Strich verdienten und damit 57 Prozent mehr als 2019, obwohl SAP mit der Coronakrise zu kämpfen hatte und leicht sinkende Umsatz verzeichnen musste. Angesichts der Rekorde und einem Jahr der höchsten Belastung für die Belegschaft sei die vergleichsweise geringe Gehaltssteigerung "nicht vermittelbar", hatte Ralf Zeiger, Vorsitzender des Betriebsrats der SAP SE, daraufhin gesagt. Dem Vernehmen nach haben Arbeitnehmervertreter inzwischen bei Vorstandschef Christian Klein angefragt, ob man wenigstens nächstes Jahr noch etwas drauflegen könnte, aber eine wenig aussagekräftige Antwort erhalten.
Mucic bemüht sich daher, mit sachlichen Erklärungen, für mehr Klarheit zu sorgen: "Im Allgemeinen ist eine Dividendenzahlung ein Teil des Gewinns und der Gewinnrücklagen, den ein Unternehmen an seine Eigentümer, die Aktionäre, zahlt", schreibt er an die Belegschaft. Eine Dividendenzahlung stelle jedoch keinen Aufwand dar und habe deshalb auch keinen Einfluss auf den Gewinn eines Unternehmens. "Dies wirkt sich nur auf den Cashflow sowie das Eigenkapital zum Zeitpunkt der Zahlung aus. Dies gilt auch für SAP. Aus diesem Grund ist es nicht mit Marketing- oder Personalkosten vergleichbar", so der Finanzvorstand abschließend.
Update: Montag, 1. März 2021, 19.57 Uhr