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Январь
2020

Holocaust | Fragile Menschlichkeit

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Ja, Deutschland hat zuletzt vieles richtig gemacht, aber nun ist es an der Zeit, unsere Rituale des Erinnerns zu überdenken
Fragile Menschlichkeit

Im „Dritten Reich“ war Menschlichkeit eine Schwäche, die es zu überwinden galt. „Wir werden die letzten Schlacken unserer Humanitätsduselei ablegen“, versprach Fritz Sauckel, Gauleiter in Thüringen und Generalbevollmächtigter für Millionen nach Deutschland verschleppter Zwangsarbeiter. Sauckel gehörte zu den Hauptkriegsverbrechern von Nürnberg, wo auf Initiative des Völkerrechtlers Hersh Lauterpacht „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ geahndet wurden. Lauterpacht selbst hatte fast seine ganze Familie verloren.

Menschlichkeit musste in Deutschland nach 1945 erst wieder erlernt werden, ebenso wie das Verständnis darüber, was ein Verlust derselben bedeutet. Vor vier Jahren erklärte die Literaturwissenschaftlerin und Auschwitzüberlebende Ruth Klüger, Deutschland habe sich verändert. Sie sprach von der Offenheit, mit der 2015 Flüchtlinge aufgenommen wurden. Obwohl das Land sich seitdem verändert hat und die Taten von Halle und Kassel uns erschüttern, obwohl rechte Hetzer versuchen, die liberale politische Kultur zu destabilisieren – trotz alledem existiert dieses zum Guten veränderte Deutschland weiter. Und es ist noch immer die Wahlheimat des größeren Teiles der Bevölkerung, die Menschlichkeit nicht als Schwäche sieht, sondern als hohes Gut.

Diese Woche finden die Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz statt, zu denen Israels Staatspräsident Rivlin führende Politiker und Politikerinnen aus der ganzen Welt nach Jerusalem geladen hat. Unter #UnitedinMemory75 werden die Feiern auf Social-Media-Kanälen begleitet. In Anbetracht der Konflikte im Vorfeld müsste der hashtag eigentlich #DividedinMemory heißen: getrennt im Erinnern. Polens Präsident Duda hat seine Teilnahme abgesagt (siehe nebenstehenden Kommentar von Lutz Herden).

Divided in Memory: Erinnerungskultur ist auch in Deutschland längst Identitätspolitik. Als Alice Weidel vor wenigen Tagen aufrief, der 2,5 Millionen deutschen Opfer von Flucht und Vertreibung aus dem Osten zu gedenken, setzte sie dem vor 75 Jahren befreiten größten deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslager eine konkurrierende Zahl gegenüber: 1,3 Millionen ermordete Frauen, Kinder und Männer (in Auschwitz allein) gegenüber 2,5 Millionen Deutschen auf der Flucht? Weidels Aufruf wurde gekontert – durch einen einzigen Satz vonseiten der russischen Botschaft: Man solle sich daran erinnern, warum die Deutschen auf der Flucht waren. Der Russlandfeldzug? 26 Millionen sowjetische Opfer? Da war doch was. Es ist ein Spiel mit Wahrheiten: Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust wird zum symbolischen Kapital und zu einer gefährlichen Währung in der Tagespolitik polarisierter Gesellschaften.

Das Projekt der 1990er Jahre, eine gemeinsame europäische Erinnerungskultur, ist längst gescheitert. Inzwischen sucht Deutschland nach einer Form des Gedenkens, das die Migrationsgesellschaft miteinbezieht. In Österreich wurde unter der türkis-blauen Regierung hart daran gearbeitet, das Gedenken an den Holocaust als Errungenschaft einer jüdisch-christlichen Kultur zu labeln und damit alle anderen (vor allem Muslime) auszuschließen. Ähnliche Tendenzen gibt es auch hierzulande – dabei ist das Gegenteil dringend nötig: Solidarität und neue Allianzen im Sinn einer breiten antifaschistischen Koalition.

In seiner neuesten Arbeit beschäftigt sich der Berliner Künstler Leon Kahane mit der Geschichte seiner Großmutter und folgt ihr in das Lager Drancy, das die Deutschen nahe Paris in einem modernistischen Sozialwohnungsbau einrichteten. Er entdeckt dort neben dem eleganten, sterilen und aufwendig gesicherten Mémorial de la Shoa eine zweite Ausstellung im ehemaligen Lager selbst, dort, wo heute zumeist Immigranten in den Sozialwohnungen leben. Diese zweite Ausstellung wird betrieben von den letzten Überlebenden. Ihr Mut und ihre Stimme bleiben den Besuchern des offiziellen Dokumentationszentrums verborgen, aber sie erreichen die Schulen der Umgebung und die Menschen, die dort leben.

Ja, wir haben vieles richtig gemacht, aber es ist Zeit, unsere Erinnerungsdiskurse zu überdenken, zu öffnen, inklusiver zu machen. Selbst Auschwitz ist zum Symbol eines ritualisierten Gedenkens geworden, dabei ist es nichts anderes als unser aller Erbe, ein lästiges, bedrückendes Erbe vielleicht, aber eines, von dem wir uns niemals frei machen dürfen.

Haben Sie einen Twitteraccount? Dann folgen Sie dem Account „Auschwitz Memorial“. Warum? Weil sich die Gedenkstätte bis zum 27. Januar 2020 eine Million Follower wünscht und noch ein paar Tausend fehlen? Auch deshalb. Aber mehr noch aus einem anderen Grund: Neben Richtigstellungen revisionistischer Unwahrheiten postet die Gedenkstätte mehrmals täglich Fotos und kurze Texte auf Polnisch oder Englisch. Darin stellt sie die Menschen vor, die nach Auschwitz deportiert worden waren: Kinder, Frauen, Männer, manche überlebten nur wenige Tage, andere begrüßten ihre Befreier im Januar 1945. Auch wenn Sie sich die beeindruckenden Tweets nicht alle ansehen, im Büro oder in der U-Bahn: Etwas ist jetzt da. Mitten unter uns.

Mirjam Zadoff ist Historikerin und Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München

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