Neue Tarifrunde: IG Metall verzichtet auf konkrete Lohnforderung
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Frankfurt. (dpa/mk) Die IG Metall will in der anstehenden Tarifrunde für die deutsche Metall- und Elektroindustrie zunächst auf eine konkrete Lohnforderung verzichten. Am Freitag forderte der Erste Vorsitzende Jörg Hofmann die Arbeitgeber zu Verhandlungen über ein "Zukunftspaket" für die rund 4 Millionen Beschäftigten auf.
Die Unternehmen sollten bis zum 3. Februar erklären, ob sie an Verhandlungen über Kündigungsverzicht, künftige Investitionen, Kurzarbeit und Qualifizierungen teilnehmen wollen. Ziel sei eine Einigung zu Zukunftspaket und Entgelt noch vor Ende der Friedenspflicht am 28. April. Sollten die Arbeitgeber zu diesem "Moratorium für einen fairen Wandel" nicht bereit sein, werde die IG Metall doch noch eine Lohnforderung aufstellen und eine "konfliktäre" Tarifrunde starten, die dann halt entsprechend später zu einem Abschluss komme.
Nach Vorstellungen der Gewerkschaft sollte jedes Unternehmen mitten im digitalen und ökologischen Wandel konkrete Pläne für die Zukunft entwickeln. Rund die Hälfte der Betriebe habe dazu aber noch keine oder keine ausreichende Strategie, kritisierte Hofmann. Die IG Metall verlange daher Verhandlungsbereitschaft zu betrieblichen Zukunftsverträgen mit konkreten Investitions- und Beschäftigungsperspektiven.
Mit den Arbeitgeberverbänden wolle man den "Werkzeugkasten" zur Krisenbewältigung erweitern, sagte Hofmann. Die Gewerkschaft verlangt hier mehr Altersteilzeit, mehr Rechte zur beruflichen Weiterbildung sowie die möglichst einkommensneutrale Absenkung des Arbeitsvolumens, wenn die Auslastung sinkt. Die tarifgebundenen Firmen sollen sich für das Moratorium bereit erklären, keine einseitigen Jobstreichungen oder Produktionsverlagerungen zu veranlassen. Statt Stellenstreichungen sollen kürzere Arbeitszeiten, Kurzarbeit und Weiterbildung greifen.
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall reagierte positiv auf den Verhandlungsvorschlag. "Wir begrüßen, dass die IG Metall den Ernst der Lage anerkennt", hieß es beim Verband in Berlin. Jedes Unternehmen prüfe bereits ununterbrochen, ob Produkte, Produktion, Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten noch passten. "Welche Voraussetzungen notwendig sind, den Strukturwandel anzugehen, und wie wir als Sozialpartner unseren Beitrag dazu leisten können, muss auch aus unserer Sicht im Mittelpunkt der Tarifrunde stehen." Erste Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern sollen auf regionaler Ebene im März beginnen.
Die Gewerkschaft agiert nach eigener Einschätzung aus einer Position der Stärke. Ende vergangenen Jahres habe man gut 2,26 Millionen Mitglieder gehabt, rund 8000 weniger als ein Jahr zuvor. Die Beitragseinnahmen seien dennoch auf den Rekordbetrag von 598 Millionen Euro gestiegen.
Die IG Metall Baden-Württemberg hat das Jahr 2019 entgegen dem Bundestrend mit 4734 zusätzlichen Mitgliedern beendet. Die Mitgliederzahl steigt somit auf 445.880, prozentual die stärksten Zuwächse gab es unter jungen Beschäftigten bis 27 Jahren sowie unter Frauen. Die IG Metall Heidelberg liegt derzeit stabil bei etwa 16.000 Mitgliedern.