Heidelberg: Wo der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt tatsächlich herkommt (Update)
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Heidelberg. (tt) Woher kommt der Glühwein, der auf dem Weihnachtsmarkt ausgeschenkt wird? Dieser Frage ist der Veranstalter des Marktes, Heidelberg Marketing, nachgegangen, nachdem Stadträtin Larissa Winter-Horn (Die Heidelberger) in der November-Sitzung des Gemeinderates nachgefragt hatte, warum nicht regionale Produkte gefördert würden. Sie zweifelte zudem daran, dass 85 Prozent des Glühweins aus der Region stammen. Der Wein werde meist aus Spanien importiert und dann in der Region zu Glühwein verarbeitet, so die Stadträtin.
Aufgrund der Anfrage von Winter-Horn befragte Heidelberg Marketing als Veranstalter des Weihnachtsmarkts telefonisch alle Händler, die Glühwein ausschenken. Die Abfrage ergab: Nur fünf Prozent des Glühweins kommen direkt aus Heidelberg als Grundwein für die hauseigene Mischung eines Händlers, ebenso fünf Prozent aus Schriesheim.
Weitere 45 Prozent stammen aus Leimen, wo das Weingut Adam Müller den "Heidelberger Weihnachtsmarkt-Glühwein" produziert. 30 Prozent der Händler beziehen ihren Glühwein von verschiedenen Winzern aus der Pfalz.
"Lediglich 15 Prozent kommen von der Weinkellerei Gerstacker, bei welcher es sich im Glühweinbereich um eine renommierte und qualitativ hochwertige Weinkellerei handelt", heißt es von Heidelberg Marketing. Allerdings lässt sich die Zusammensetzung des Gerstacker-Glühweins, der in Nürnberg mit 25 Prozent Weltmarktanteil hergestellt wird, nicht in Erfahrung bringen: "Die Rezeptur wird streng geheim gehalten", heißt es in der Antwort.
Grundsätzlich achte Heidelberg Marketing bei der Vergabe von Standplätzen darauf, dass regionale Produkte angeboten werden. "Als Veranstalter kann ,regional’ aber nicht ausschließlich auf Heidelberger Gemarkung festgelegt werden", heißt es von Heidelberg Marketing. Warum bisher die Heidelberger Winzer nicht vertreten sind, könne von Veranstalterseite nicht beurteilt werden. "Für jeden Heidelberger Winzer besteht durchaus die Möglichkeit, in Verkaufsgesprächen sein Produkt an die Weihnachtsmarkthändler zu vermitteln."
Update: Donnerstag, 19. Dezember 2019, 19.49 Uhr
Heidelberg. (tt) Kommt der Glühwein auf dem Heidelberger Weihnachtsmarkt aus der Region, oder dienen dafür als Basis einfache, günstige Weine aus dem Ausland, wie Stadträtin Larissa Winter-Horn ("Die Heidelberger") im Gemeinderat behauptete? Am Montag unterstrich Mathias Schiemer, Chef des Weihnachtsmarkt-Veranstalters Heidelberg Marketing, noch einmal, dass vor allem Glühwein aus der Region ausgeschenkt werde. So schenke Heidelberg Marketing an seinen Ständen ausschließlich den "Heidelberger Weihnachtsmarktglühwein" des Weinguts Adam Müller aus Leimen aus, andere Anbieter greifen auf Glühwein von Pfälzer Winzern zurück. "Mindestens 80 Prozent des Glühweins stammen aus der Metropolregion", versichert Schiemer.
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Auch das Weingut Adam Müller wehrt sich gegen die Aussagen von Winter-Horn, die von 2000 bis 2013 Heidelberger Weinkönigin war: "Unser Glühwein Weiß ist ein Müller-Thurgau Qualitätswein, unser Pink Glühwein ist eine Komposition aus Schwarzriesling und Spätburgunder – in 2019 sogar ein reiner Spätburgunder Rosé Qualitätswein. Die Grundweine wachsen auf heimischen Lagen der badischen Bergstraße und des Kraichgaus", heißt es in der Stellungnahme.
Winzer wehren sich
Die Annahme, dass alle Glühweine, die auf dem Weihnachtsmarkt verkauft werden, auf Heidelberger Gemarkung gewachsen sein müssen, hält man beim Weingut Adam Müller für wenig realistisch: "Die Menge des pro Jahr getrunkenen Glühweins dürfte das Produktionsvermögen der Heidelberger Weinberge deutlich überschreiten.
Außerdem müssten die Glühweine dann deutlich teurer angeboten werden. Ein Fakt, der allen Kollegen vor Ort geläufig ist." Deshalb sei der rote Glühwein eine Cuvée, die sich je nach Jahrgang in ihrer Zusammensetzung ändern könne. "Hier ist es auch möglich, dass wir je nach Jahrgangsgröße und Jahrgangscharakter Weine auf dem Offenweinmarkt zukaufen. Dies ist selbstverständlich in unserer Kellerbuchführung dokumentiert und von den zuständigen Kontrollbehörden rechtlich und kennzeichnungsrechtlich genehmigt", heißt es aus Leimen.
Schiemer betont im Gespräch mit der RNZ noch einmal, dass Heidelberg Marketing versuche, die Regionalität des Glühweins immer weiter zu fördern: "Die Weihnachtspyramide auf dem Universitätsplatz wird von einer Münchner Schaustellerin betrieben, die bislang immer auswärtigen Glühwein angeboten hat. Wir konnten sie in diesem Jahr überzeugen, auf regionalen Glühwein umzusteigen", berichtet Schiemer.
Update: 25. November 2019, 21.15 Uhr
Heidelberg. (tt) "Weshalb darf Michael Welk keinen originären Heidelberger Glühwein beim Heidelberger Weihnachtsmarkt ausschenken?" Diese Frage stellte Larissa Winter-Horn, die Fraktionsvorsitzende von "Die Heidelberger" am 10. November der Stadtverwaltung. Der Veranstalter des Weihnachtsmarktes, Heidelberg Marketing, hatte Welk den Glühweinausschank untersagt und der daraufhin seine Bewerbung zurückgezogen. Winter-Horn fragte also nicht nach der Herkunft des übrigen auf dem Weihnachtsmarkt ausgeschenkten Glühweins, wie fälschlicherweise am Samstag berichtet.
Welk hatte seit einigen Jahren einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt betrieben. Sein Angebot wollte er in diesem Jahr ausweiten und Heidelberger Glühwein ausschenken. "Wohlgemerkt, wäre das der einzige Glühwein des Weihnachtsmarktes, der tatsächlich in Heidelberg bzw. mit Heidelberger Wein hergestellt wird", begründete Winter-Horn ihre Frage. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Klimaschutz in Heidelberg eine sehr hohe Priorität habe, sollten hiesige Produkte gefördert werden, so die Stadträtin. Genau dies sieht auch der Klimaschutzaktionsplan vor, den der Gemeinderat am Donnerstag beschlossen hat. Demnach soll bei Stadt- und Stadtteilfesten zu einem möglichst hohen Anteil auf regionales Essen umgestellt werden.
Grundsätzlich erklärt die Verwaltung auf Winter-Horns Frage: "Auf Veranstalterseite wird der Verkauf von klassischem Glühwein – unabhängig von der Herkunft – eingedämmt und mehr auf Abwechslung im feilgebotenen Sortiment gesetzt." Bei Bewerbungen habe man ausgefallene Produkte bevorzugt. "Eine nachträgliche Zulassung des Produktes Glühwein ist auch vor dem Hintergrund, dass man im Jahr 2019 fünf Verkaufsstellen von klassischem Glühwein gestrichen hat, nicht gewünscht", heißt es weiter.
Außerdem sei es zulassungsrechtlich äußerst bedenklich, eine Vorgabe an Händler zu formulieren, woher sie ihren Glühwein beziehen müssten, schreibt die Verwaltung weiter. Diese Aussage ärgert Winter-Horn besonders, hat die Stadt doch in der Diskussion um den Klimaschutzaktionsplan immer wieder betont, eingreifen zu wollen, um klimafreundliche Angebote zu befördern.
Stattdessen beruft sich die Stadt darauf, dass man auch Pfälzer Weine als regional ansehe und deshalb 85 Prozent Regionalität beim Glühwein vorweisen könne. Das sei aber nicht korrekt, erklärte Winter-Horn im Gemeinderat, die 13 Jahre lang Heidelberger Weinkönigin war. Schließlich dienten als Basis für die meisten Glühweine einfache und günstige Weine aus dem Ausland. Nicht umsonst heiße das von Heidelberg Marketing ausgeschenkte Produkt "Heidelberger Weihnachtsmarktglühwein" und nicht Heidelberger Glühwein. "Es handelt sich um einen Kunstnamen, nicht um eine Herkunftsbezeichnung", so Winter-Horn.