Alles nur Fassade: Warum das "Hotel der Verdammnis" in Nordkorea seit über 30 Jahren keine Gäste hat
Es sollte das höchste Hotel der Welt werden – doch das Ryugyong in Nordkorea bleibt vielleicht ewig unvollendet. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Das Regime in Pjöngjang wahrt die Fassade.
Geht man vom Spitznamen aus, steht Ihr Besuch im "The Ryugyong Hotel" unter schlechten Vorzeichen: "Hotel of Doom", Hotel der Verdammnis, wird das 105-stöckige Gebäude in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang auch genannt.
Aber ein Zimmer könnten Sie hier ohnehin nicht buchen.
Seit 1987, mit Beginn des Baus, steht das Gebäude so gut wie leer. Alles nur Fassade, im wahrsten Sinne des Wortes. Hinter der opulenten Glas-Pyramide verbirgt sich wohl die größte Bauruine Nordkoreas. Und vielleicht das größte unbewohnte Gebäude der Welt, wie etwa CNN berichtet.
Es sollte ein Prestigeobjekt werden. 330 Meter hoch, rund 360.000 Quadratmeter Nutzfläche, mit rund 3000 Zimmern und fünf sich drehenden Restaurants.
Sie fragen sich vielleicht: Warum ausgerechnet in Nordkorea, das westliche Ausländer argwöhnisch betrachtet und von Aufpassern überwachen lässt?
Weil Südkorea auch ein schickes Hotel hatte.
Und überhaupt entwickelten sich die Nachbarn prächtig, die während des Kalten Krieges von den USA unterstützt wurden. Seinerzeit stand das größte Hotel der Welt in Seoul, der südkoreanischen Hauptstadt, und man bereitete sich auf die Olympischen Spiele 1988 vor.
Das "Hotel der Verdammnis" in Nordkorea ist mehr Ergebnis von Politik statt Prosperität gewesen. Man wollte den Nachbarn mit einem eigenen Prachtbau den Rekord abjagen, plante die Eröffnung pünktlich zum sowjetischen "Festival of Youth and Freedom" im Jahr 1989 – einer Art Gegenveranstaltung zu den Olympischen Spielen.
1987 begannen die Bauarbeiten an der Pyramide, doch 1993 mussten sie wegen Ressourcenmangels eingestellt werden. Dann passierte für 16 Jahre: nichts.
Nordkorea wahrt die Fassade
Erst 2008 begann der ägyptische Konzern Orascom mit der Fertigstellung – sofern man das sagen kann. Als Teil eines Deals mit dem Regime, das Orascom im Gegenzug erlaubte, ein Mobilfunknetz aufzubauen, wurde dem Bau eine Metall- und Glasfassade verpasst. Das Projekt wurde 2011 beendet und nährte Spekulationen, dass Pjöngjang die Eröffnung plane. Ende 2012 verhandelte die deutsche Luxushotelgruppe Kempinski mit dem Regime (der stern berichtete), eine Zusammenarbeit kam aber schließlich doch nicht zustande.
Mit der Eröffnung hat es bekanntlich nicht geklappt.
Über die Gründe kann nur spekuliert werden: Nordkorea äußert sich nicht zu dem "Hotel der Verdammnis", Beobachtern zufolge soll das Gebäude jahrelang aus Propagandabildern getilgt worden sein – womöglich aus Angst vor schlechter PR(opaganda).
Experten vermuten, dass die Konstruktion (wahrscheinlich aus Beton) unsolide und in die Jahre gekommen sei. So kam es 2014 etwa zu einem Gebäudeeinsturz in Pjöngjang, bei bei dem mehrere Hundert Menschen gestorben sein sollen. Das 23-stöckige Wohnhaus befand sich noch im Bau, wurde aber schon bewohnt. Grund für den Einsturz soll die Konstruktion gewesen sein.
Seit 2018 erscheint das "Hotel der Verdammnis" in einem neuen Licht, dank einer LED-Verkleidung. Eine Propaganda-Show: Laut CNN sind mitunter vierminütige Filmchen zu sehen, die Nordkoreas Geschichte und politische Großereignisse zeigen.
Allerdings läuft das Spektakel nicht ununterbrochen, in der Regel aber bei Großereignissen in Pjöngjang, wie ein Korrespondent des US-Senders berichtet – womöglich um Strom zu sparen.
Ob das "Hotel der Verdammnis" jemals eröffnet? Vielleicht. Aber das hat man auch vor 32 Jahren schon gedacht.
Quelle: CNN