Umbau beim “stern”: Gruner + Jahr stellt neuer Chefredaktion zwei Blattmacher zur Seite
Gruner + Jahr erweitert die "stern"-Führung: Sechs Monate nach ihrer Ernennung bekommen die beiden Chefredakteure, Florian Gless und Anna-Beeke Gretemeier, zwei Blattmacher als Verstärkung. Sie könnten helfen, den Auflagenrückgang des gedruckten Magazins abzubremsen oder gar zu stoppen. Der Verlag dementiert, dass die Personalien in Zusammenhang mit der Auflage stehen. Für die beiden wichtigen Positionen sucht G+J geeignete Personen aus den eigenen Reihen.
Überraschend ersetzte Gruner + Jahr-Chefin Julia Jäkel den langjährigen “stern”-Chefredakteur, Christian Krug, Anfang des Jahres durch eine neue Doppelspitze. Der eine neu Chefredakteur: Florian Gless, der noch im April 2018 zum Co-Publisher der G+J-Community of Interest Wissen befördert wurde. Die andere neue Chefin: stern.de-Chefredakteurin Anna-Beeke Gretemeier. Beide führen seither die Geschicke des publizistischen Flaggschiffs von Gruner als gleichberechtigte Chefredakteure – zwei neue Hoffnungsträger am Baumwall, die vor allem die Printausgabe des Wochenmagazins vor dem weiteren Auflagenverfall retten sollten.
Doch so ganz sind die Hoffnungen bei der neuen “stern”-Verlagsführung unter Publisher Frank Thomsen bislang nicht aufgegangen: die Vertriebszahlen kennen auch sechs Monate nach dem Führungsumbau weiterhin nur eine Richtung: abwärts. So büßte der “stern” im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr drastische 12,2% der Verkäufe ein und liegt nun noch bei 464.489 Exemplaren pro Ausgabe. Die Zahl der Abos sank dabei um 7,0%, der Einzelverkauf in Supermärkten, Kiosken & Co. um 17,4%. Allerdings: Ein Jahr zuvor, damals noch unter Führung von Christian Krug, verlor das Magazin im Einzelverkauf sogar 20,7% gegenüber dem Vorjahresquartal. Die vier Ausgaben, die sich im Einzelhandel am schlechtesten verkauft haben, stammen angesichts des Abwärtstrends nun allesamt aus dem Jahr 2019. Auch bei der Reichweite konnte die neue Chefredaktion keinen Gegentrend einleiten: Bei der AWA war der “stern” jüngst erneut der größte Verlierer und auch die agma bescheinigte ihm einen deutlichen Leser-Rückgang.
In der “stern”-Redaktion macht man sich deshalb große Sorgen, ob die neue Spitze die notwendigen blattmacherischen Qualitäten besitzt, um den Auflagenverfall des Heftes abzubremsen. In der Redaktion sehnen sich deshalb bereits einzelne Redakteure sogar den früheren Chefredakteur Christian Krug zurück.
Mission: Auflagenrückgang bremsen oder stoppen
Nach MEEDIA-Informationen zieht das Verlagshaus bei dem Wochenmagazin eine neue Ebene mit gleich zwei neuen Blattmachern ein, die ausschließlich für das gedruckte Produkt aktiv werden sollen. Keine leichte Aufgabe, denn beide Journalisten müssen das notwendige Gespür mitbringen und als Team agieren. Geplant ist, die beiden Blattmacher aus den eigenen Reihen des Zeitschriftenhauses zu rekrutieren. Dazu gibt es eine interne Stellenausschreibung. Wer die beiden Blattmacher werden, steht aber offenbar noch nicht fest.
Gerüchten zufolge soll jemand aus der “Brigitte”-Redaktion für einen der Posten im Gespräch sein. “Es ist korrekt, dass der ‘stern’ zwei Blattmacher/ Blattmacherinnen sucht und diese Position ist ausgeschrieben”, erklärt eine “stern”-Sprecherin auf MEEDIA-Nachfrage und fügt hinzu: “Die neu geschaffene Position wird die Chefredaktion auf operativer Ebene stärken und ist in enger Abstimmung mit ihr für Heftstruktur, die Blattmischung und Themenplanung verantwortlich und soll Impulsgeber für Geschichten sein. Das Bewerbungsverfahren läuft zur Zeit noch, so dass wir uns zu weiteren Einzelheiten momentan nicht äußern können.” Im übrigen erklärt die Sprecherin, dass die Installation zweier Blattmacher eine Entscheidung der amtierenden Chefredaktion sei und nichts mit der Auflage des gedruckten “stern” zu tun habe.
Mitarbeit: js