Heidelberger Fahrradbrücke: Gemeinderat beschließt Gneisenaubrücke mit Bauchschmerzen
Von Sebastian Riemer
Heidelberg. So viel Unentschlossenheit ist selten unter den Stadträten: Den 18 Ja- und vier Nein-Stimmen standen im Gemeinderat am Donnerstag 17 Enthaltungen gegenüber. Damit wird die Gneisenaubrücke für Radler und Fußgänger zwischen Bahnstadt und Bergheim nun zwar gebaut - aber kaum eine Fraktion will dafür verantwortlich sein.
Vor zweieinhalb Jahren hatte noch eine große Mehrheit - bei nur zwei Gegenstimmen - für eine gerade Brücke gestimmt. Und noch immer sind fast alle grundsätzlich für die Brücke - aber eben nicht für die ursprüngliche Planung. Schon im Bauausschuss hatten SPD, Bunte Linke und Linke/Piraten versucht zu erreichen, dass die Brücke auf Bergheimer Seite verschwenkt wird. Damit wollten sie die Laderampe des alten OEG-Güterbahnhofs an der Gneisenaustraße schonen. Doch ohne Erfolg.
Die Rampe trat im Gemeinderat dann in den Hintergrund. Mehr Sorgen machen sich die Stadträte, weil noch unklar ist, wie der Fahrradweg von Bergheim aus in Richtung Norden eigentlich weitergeführt wird. "Es gibt keine zufriedenstellende Antwort auf die Frage, wie die Lücke über die Autobahn geschlossen wird", sagte Hans-Martin Mumm (GAL). Dennoch sei das Signal, dass jetzt erstmals eine Brücke nur für Radler gebaut werde, natürlich zu begrüßen. Die Enthaltung der GAL begründete Mumm dann ganz offen: "Wir wollen nicht diejenigen sein, die diese Brücke verhindert haben, können aber auch nicht guten Gewissens zustimmen." Ähnlich ging es der SPD. Stadträtin Monika Meißner befürchtete eine rechtwinklige Wegeführung in der Gneisenaustraße - die passe nicht zu einem Fahrradschnellweg. Ihre Fraktion enthielt sich.
Die Grünen und die Mehrheit der CDU-Fraktion stimmten dem Bauwerk zu - aber auch das mit Bauchschmerzen. "Die Planung kann uns so nicht ausreichen", sagte Peter Holschuh (Grüne). Auch ihn treibt die weitere Wegführung um. "Der Übergang auf die noch anstehende Neckarbrücke könnte problematisch werden." Doch eines sei klar: "Wenn wir heute nicht zustimmen, verzögert sich alles um Jahre und wir gefährden die Zuschüsse." Die Brücke soll insgesamt rund 8,5 Millionen Euro kosten, 1,7 Millionen Euro kommen vom Land.
CDU-Stadtrat Kutsch meinte, man müsse die Brücke "im Gesamtzusammenhang" zu sehen: "Das wird eine Fahrradachse von Patrick Henry Village über Kirchheim, die Bahnstadt, Bergheim, das Neuenheimer Feld bis nach Mannheim." Dafür müsse man jetzt den ersten Schritt machen. Vernichtend war das Urteil von Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke), der mit Nein stimmte: "Die Brücke kostet Millionen - und hat als solche keine Funktion." Sie sei nur sinnvoll mit einer Fortsetzung, die aber in den Sternen stehe.
Die Gneisenaubrücke soll als Schrägseilbrücke aus Stahl ab Mitte 2018 gebaut werden, schon Ende 2019 könnte sie fertig sein. Das mit Rampen 180 Meter lange Bauwerk beginnt in der Bahnstadt direkt neben dem Kino, auf Bergheimer Seite wird ein 37 Meter hoher Pylon stehen, an dem die Schrägseile verankert sind. Auf der Brücke werden auf einer Breite von sechs Metern getrennte Wege für Fußgänger und Radfahrer ausgewiesen.
Für die noch zu planende Brücke über die B 37, die Vangerowstraße und den Neckar soll es nächstes Jahr einen Wettbewerb geben.