In den USA sehen Analysten einen deutlichen Rückgang der Kriminalität. Die Trump-Regierung feiert das als ihren Erfolg. Doch ist das gerechtfertigt? Die Mordrate in den USA befindet sich im Jahr 2025 auf dem tiefsten Stand seit vielen Jahren. Laut dem Real Time Crime Index, der lokale Kriminalitätsdaten aus fast 600 Gerichtsbezirken im ganzen Land verwendet, sank die Zahl der Morde um 19,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Daten wurden allerdings bislang nur im Zeitraum zwischen Januar und Oktober erfasst. "Ein Rückgang der Mordfälle um etwa 20 Prozent im Jahr 2025, wie es die aktuellen Daten nahelegen, wäre der mit Abstand größte Rückgang, der jemals verzeichnet wurde, und würde sogar den Rückgang im Jahr 2024 in den Schatten stellen", schrieb der US-Datenanalyst Asher in seinem Substack-Blog. Für das Jahr 2024 schätzt das FBI einen Rückgang der Mordrate von rund 15 Prozent. Allerdings könnte dieser Wert nach Auswertung aller Zahlen noch nach oben korrigiert werden. Auch andere Gewaltverbrechen , darunter Vergewaltigung, Raub und schwere Körperverletzung, gingen im Jahr 2025 zurück, ebenso wie Eigentumsdelikte, Kraftfahrzeugdiebstahl und Einbrüche. "Es ist das beste Jahr in Bezug auf die Kriminalität, das ich in 27 Jahren in diesem Geschäft erlebt habe", sagt John Roman im Sender NPR. Er leitet das "Center on Public Safety & Justice", einer Forschungsgruppe an der Universität von Chicago . Trump-Regierung feiert sich schon Die gesunkene Kriminalitätsrate kommt zu einer Zeit, in der Donald Trump die Verbrechensbekämpfung zu einer seiner Hauptaufgaben erklärt hat. So sagte der Republikaner Drogenbanden den Kampf an, seine Administration geht hart gegen illegale Zuwanderung vor, die Hinrichtungen in den USA sind ebenfalls auf einem Höchststand und in einige von Demokraten regierte Städte ließ der Präsident sogar die Nationalgarde schicken, um der Kriminalität Herr zu werden, wie der Republikaner behauptet. Schon kurz nach Bekanntwerden der Statistik reklamierte die Trump-Regierung die Entwicklung denn auch für sich. So schrieb das US-Heimatschutzministerium (DHS) bei X: "Hier beim DHS haben wir stets nach der radikalen Idee gehandelt, dass die Ausweisung von Mördern aus unserem Land die Mordrate senken würde. Wer hätte gedacht, dass das so schnell funktionieren würde?". Und FBI-Chef Kash Patel machte sich beim Präsidenten wohl mit folgendem X-Post beliebt: "Die Politik von @realDonaldTrump, gute Polizisten ihre Arbeit machen zu lassen, FUNKTIONIERT. Unter dieser Regierung werden jeden Tag Leben gerettet, dank großartiger lokaler Partner im ganzen Land. Und es gibt noch viel zu tun." Doch so sehr die US-Regierung die gesunkenen Mordzahlen auch feiert und sie als eigenen Erfolg reklamiert, sehen Experten doch eine ganz andere Erklärung. Demnach folgt die Kriminalitätsentwicklung in den USA nur einem allgemeinen Trend, der schon seit 2023 anhält. Seitdem sinken die Zahlen. Zuvor waren sie durch die Coronapandemie stark in die Höhe geschnellt. Der Effekt ist laut Kriminologen selbstverstärkend: Demnach führt ein Anstieg der Mordrate zu noch mehr Morden und umgekehrt. Immer noch 14.000 Morde pro Jahr in den USA Derzeit sehen die Experten also einen Abwärtstrend, der sich theoretisch auch im kommenden Jahr noch verstärken könnte. Allerdings warnen einige Analysten davor, dass die Kriminalität 2026 wieder zunehmen wird, und zwar wegen der Politik der Trump-Regierung. Die hat landesweit zahlreiche Präventionsprogramme zur Kriminalitätsbekämpfung gekürzt oder ganz eingestellt. Von den Mittelkürzungen sind hunderte Organisationen betroffen. Zudem kritisieren Beobachter die Maßnahmen der Trump-Regierung, etwa die Entsendung der Nationalgarde, als reine Symbolpolitik. So befanden sich unter den Städten, in denen die Mordraten am stärksten zurückgingen, darunter Birmingham, Alabama (-49 Prozent), Baltimore (-30,9), Chicago (-28,8) oder New York (-20,9) fast ausnahmslos von Demokraten regierte Metropolen. Auch hier spielt der allgemeine Trend die entscheidende Rolle, sowie kommunale Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung. Nach einem Rekordhoch während der Pandemie normalisiert sich die Kriminalitätsrate in den USA also derzeit wieder. Trump nutzte die angeblich horrenden Kriminalitätsstatistiken (denen Experten stets widersprachen) auch gleich zu seinem Amtsantritt, um einen harten Kurs gegenüber demokratisch regierten Städten zu fahren. Andere Republikaner nutzten die präsidiale Kampagne, um notwendige Justizreformen zu stoppen, schreibt das Fachmagazin "Courthouse News". "Tatsächlich aber lebt die Mehrzahl der Amerikaner in so sicheren Verhältnissen wie seit Jahrzehnten nicht mehr". Datenanalyst Jeff Asher schreibt, dass insgesamt "in den Jahren 2024 und 2025 wahrscheinlich etwa 12.000 Menschen weniger in den Vereinigten Staaten ermordet wurden als in den Jahren 2020 und 2021." Das sei zwar ein enormer Fortschritt, "der gefeiert werden sollte", allerdings müsse man eben auch festhalten, so Asher, "dass etwa 14.000 Morde in diesem Jahr in den Vereinigten Staaten immer noch viel zu viele sind."