Weltkunstausstellung in Kassel: Vorbereitungen für documenta 16 im Zeitplan
Die documenta 16 nimmt Fahrt auf: Trotz verkürzter Vorbereitungszeit arbeitet das Team um Kuratorin Naomi Beckwith nach Plan. Details zu Inhalten wird es aber erst zu einem späteren Zeitpunkt geben.
Wegen des Rücktritts der ersten Findungskommission bleibt für die Vorbereitung der documenta 16 in Kassel ein Jahr weniger Zeit. Trotz des verkürzten Vorlaufs der für 2027 geplanten Weltkunstausstellung zeigt sich der Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Andreas Hoffmann, optimistisch. "Die Vorbereitungen für die documenta 16 laufen hinter den Kulissen gemäß dem Zeitplan", sagte er.
"Vor uns liegt ein anspruchsvolles Jahr", erklärte Hoffmann. "Die Entwicklungsphase für die documenta 16 ist um ein Jahr kürzer als in der Regel, und alle Teams arbeiten mit Hochdruck an dieser herausfordernden Aufgabe."
Von Krisen und Umbrüchen geprägt
Hinter der documenta liegen bewegte Zeiten. Der Antisemitismus-Eklat auf der 15. Ausgabe im Jahr 2022 stürzte die Schau in eine tiefe Krise. Die Weltkunstausstellung war damals von massiven internationalen Antisemitismus-Diskussionen überschattet worden. Bereits vor Beginn waren Stimmen laut geworden, die dem indonesischen Kuratorenkollektiv Ruangrupa und einigen eingeladenen Künstlern eine Nähe zur anti-israelischen Boykottbewegung BDS vorwarfen. Kurz nach der Eröffnung wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt und abgehängt. Später lösten weitere Werke scharfe Kritik und Forderungen nach einem Abbruch aus.
Als Reaktion wurden die Strukturen der documenta umfassend reformiert. Unter anderem wurde die Geschäftsleitung der documenta auf einen Verhaltenskodex, einen sogenannten Code of Conduct, verpflichtet und ein wissenschaftlicher Beirat eingeführt.
Durch die Strukturreform sei die documenta als renommierte Institution für die Zukunft deutlich krisenresilienter und effizienter aufgestellt worden, betonte Hoffmann. Und sie hole sich beispielsweise durch den wissenschaftlichen Beirat dauerhaft externe Expertise ein.
Erste Findungskommission trat zurück
Auch bei der Suche nach einer Künstlerischen Leitung für die documenta 16 hatte es gekriselt. Nach Antisemitismus-Vorwürfen gegen ein Mitglied der Findungskommission für die Schau war im November 2023 zunächst dieses Mitglied und später die gesamte Findungskommission zurückgetreten. Eine neue Findungskommission hatte der Aufsichtsrat der documenta erst im Juli 2024 berufen.
Im Dezember vergangenen Jahres wurde die US-Amerikanerin Naomi Beckwith zur Künstlerischen Leiterin der documenta 16 ernannt. Die Direktorin und Chefkuratorin des New Yorker Guggenheim Museum hat daher etwa ein Jahr weniger Zeit für die Vorbereitung der hunderttägigen Weltkunstausstellung, die neben der Biennale in Venedig als wichtigste Präsentation von Gegenwartskunst gilt.
Das Kernteam um Beckwith steht inzwischen. Ein vierköpfiges internationales Ensemble von Expertinnen soll gemeinsam mit der 49-Jährigen die Ausstellung, die Publikationen und das Programm der documenta 16 entwickeln.
Was kommt auf Besucher und Kunstwelt zu?
Zu ihrem Konzept ist bislang nur wenig bekannt. Als Beckwith im März bei einem öffentlichen Auftritt in Kassel erste Einblicke in ihre kuratorische Arbeit gab, unterstrich sie ihre Achtung für Menschenwürde und gegenseitigen Respekt. Sie sei offen für Debatten und Diskussionen, "aber ich werde keine physische, verbale oder symbolische Gewalt gegen andere dulden", betonte sie.
Welche Impulse und Ansätze konkret die documenta prägen könnten, bleibt spannend. "Zu Inhalten, Schauplätzen und Konzepten der kommenden documenta wird sich die Künstlerische Leitung zu gegebener Zeit äußern", erklärte Hoffmann.
Die von Arnold Bode gegründete documenta wurde erstmals am 15. Juli 1955 in Kassel eröffnet. Sie findet traditionell alle fünf Jahre statt. Die documenta 16 ist für die Zeit vom 12. Juni bis 19. September 2027 geplant.
