Giganten-Blamage! Überlegenes Real Madrid unterliegt Sheriff Tiraspol
Real Madrid bleibt in der Gruppe Zweiter
MADRID. Man kann es sich eigentlich nicht ausdenken. Zweiter Auftritt, aber völlig überraschend nicht der zweite Erfolg. Stattdessen: Eine Riesen-Peinlichkeit! Real Madrid hat sich am Dienstagabend in der Champions League gegen den moldawischen Außenseiter Sheriff Tiraspol bis auf die Knochen blamiert und im Estadio Santiago Bernabéu 1:2 verloren. Erste Saison-Niederlage im neunten Pflichtspiel.
Der 13-fache Triumphator bleibt in der Gruppe D mit drei Punkten Zweiter hinter Sheriff (sechs). Bereits am früheren Abend hatten sich Shakhtar Donetsk und Inter Mailand (je ein Zähler) mit einem 0:0 getrennt.
Nur drei Änderungen: Ancelotti rotiert kaum
Wider Erwarten nahm Carlo Ancelotti bloß drei Startelf-Veränderungen vor, rotierte also kaum. Neu im Team: Miguel Gutiérrez, Eduardo Camavinga und Eden Hazard, dafür wichen Luka Modrić, Marco Asensio und Rodrygo Goes. Reservisten wie Andriy Lunin, Jesús Vallejo oder Luka Jović durften nicht einmal gegen den krassen Underdog von Beginn an mitwirken.
Vor Keeper Thibaut Courtois verteidigten außen Nacho Fernández und Gutiérrez sowie innen Éder Militão und David Alaba, das Mittelfeld bildeten Federico Valverde, Casemiro und Camavinga, während Hazard, Karim Benzema und Vinícius Júnior im Angriff wirbelten.
Rückstand! Real bestimmt Partie, wird aber geschockt
Real agierte von Beginn an bestimmend, tat sich gegen eine in der Regel sehr kompakte und tiefstehende Defensive des Kontrahent allerdings schwer, ernsthafte Chancen zu kreieren. Zu ihrer ersten nennenswerten Gelegenheit kamen die Merengues dementsprechend per Freistoß, den Benzema leicht halblinks und nah an der Kante des Strafraums allerdings nicht gut genug platzierte (18.).
Valverde beförderte das runde Leder wenig später knapp über das Gehäuse von Tiraspol (24.) – das in der Folge dann völlig unerwartet in Führung ging und damit schon für eine halbe Sensation sorgte (25.). Sowohl Flankengeber Cristiano da Silva Leite auf der linken Seite als auch Torschütze Jasurbek Yakhshiboev in der Mitte wurden sträflich freigelassen, sodass auch Courtois den Rückstand nicht verhindern konnte. Yakhshiboev netzte per Kopfball ein. Reals Defensive offenbarte einmal mehr Schwächen – nicht nur in dieser Situation.
Viele Abschlüsse, kein Tor
Eine kalte Dusche für die doch personell eigentlich so überlegenen Hausherren, die sich erst einmal ein wenig schütteln mussten, schließlich jedoch in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit zu immer mehr Abschlüssen kamen. Gutiérrez schoss drüber, Bruchteile zuvor hatte Casemiro den Ausgleich im Gestocher verpasst (31.). Vinícius zielte daneben (35.), Nacho köpfte einen Abstauber per Kopf vorbei (36.), Benzema verpasste das rechte Eck nur knapp (37.) und Casemiro schoss zu mittig (43.).
13 Mal versuchten die Blancos ihr Glück in Durchgang eins, allerdings gingen nur vier davon direkt auf das gegnerische Tor. Sechs Schüsse gingen daneben, vier wiederum wurden geblockt. Sheriff machte derweil aus wenig eine Menge: Der Treffer war zugleich der einzige Torschuss, dazu gab es dann noch einen alles andere als ungefährlichen Abschluss, der Reals rechten Pfosten um Haaresbreite passierte (32.). Das weiße Ballett bestimmte das Geschehen mit 72,6 Prozent Ballbesitz, lag zur Pause dennoch zurück. Pfiffe im Stadion.
Benzema erzielt per Elfmeter Ausgleich
Real kam mit unverändertem Personal zum Seitenwechsel aus der Kabine und kämpfte nun nicht nur mehr gegen eine sehr wackere Sheriff-Abwehr, sondern auch gegen die Zeit. Zunächst trat der Favorit lediglich mit einem Hazard-Schuss offensiv richtig in Erscheinung, dann aber fiel er endlich, der Ausgleich. Vinícius wurde binnen kürzester Zeit zweimal im gegnerischen Strafraum zu Fall gebracht, beim zweiten Mal sah sich der Schiedsrichter die Szene selbst am Monitor nochmals an – und zeigte dann auf den Punkt! Benzema verwandelte sicher zum 1:1 (65.).
Ancelotti reagierte mit dem Treffer, brachte zum Wiederanpfiff mit Toni Kroos, Modrić, Rodrygo und Jović gleich vier frische Kräfte auf einen Schlag, es wichen Nacho, Gutiérrez, Casemiro und Hazard (66.). Valverde und Camavinga rückten dafür jeweils auf die Außenverteidigerposition, Real agierte im 4-4-2 mit Rodrygo und Vinícius auf den Mittelfeld-Außen.
Sheriff gelingt per Traumtor erneute Führung
Real ging jetzt aufs Ganze, kam durch Modrić (75.), Rodrygo (82.) und Jović (88.) noch zu sehr guten Möglichkeiten. Doch es sollte nicht sein. Es kam, wie es kommen musste: Sheriff ging unmittelbar vor dem Ende der regulären Spielzeit mit einem Traumtor von Sebastien Thill wieder in Führung (89.). Aus dem Nichts. Abpfiff. Super-GAU perfekt. 68 Prozent Ballbesitz, 31:4 Schüsse, davon 12:3 Torschüsse. Ergebnis: 1:2.