Edingen-Neckarhausen: "Ehrenamt ist keine Selbstverständlichkeit"
Edingen-Neckarhausen. In der Zeit, als Hannes Steffen Henn Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr war, erhöhte er die Schlagzahl der Meldungen ganz eklatant, und es verging kaum eine Woche, in der die Feuerwehr nicht in den Medien präsent war.
Wenn der 33-jährige Vater von zwei Söhnen im Alter von einem und vier Jahren etwas macht, dann richtig. Aber er sagt auch, dass viele ehrenamtliche Aktivitäten nur dann stattfinden können, wenn der Partner mitzieht. Mit seiner Frau bespreche er, was er gern leisten würde und wo er etwas weglassen könnte.
Henn, Lehrer für Chemie und Deutsch am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Mannheim, ist Teil einer neuen RNZ-Serie, die sich mit dem Ehrenamt befasst. Mit Menschen, die trotz eigener familiärer und/oder beruflicher Belastung fürs Gemeinwohl tätig werden. Warum macht man das überhaupt? "Das ist sicher eine der Fragen, die sich jeder Ehrenamtliche stellt", meint er und fügt an: "Man kann sich doch aber auch fragen, warum man es nicht machen sollte. Wenn man etwas interessant findet und etwas gut kann - wieso also nicht?" Dagegen würden das Umfeld, Zeit und Energie sprechen. Wenn man diese Faktoren aber unter einen Hut bringe, sei ehrenamtliches Engagement doch sinnvoll.
Er selbst ist mit den Johannitern eng verbunden, ist dort im Katastrophenschutz und in der Schnelleinsatzgruppe aktiv. Henn erinnert sich, als der damalige Schulrektor Heinz Gindner am Carl-Benz-Gymnasium 2001 das Projekt "Schülermentoren" vorstellte. Zusammen mit anderen initiierte Hannes Steffen Henn unter Begleitung von Lehrer Uli Black das Schulcafé "Bertha".
Gleichzeitig stieß er über einen guten Freund zu den Johannitern und ließ sich mit 16 Jahren zum Sanitätshelfer ausbilden. "Die Johanniter bieten ein sehr breites Spektrum an Fortbildungen auch im Jugendbereich", sagt er. Henn wurde Jugendgruppenleiter und ist jetzt Vertrauensperson für den Landesverband Baden-Württemberg im Präventionskonzept "!Achtung" gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Jugendverband.
Das Thema ist dem Lehrer wichtig. "Eine Studie besagt, dass jedes siebte Kind von sexualisierter Gewalt betroffen ist. Da wäre es als Jugendverband vermessen zu behaupten, dass dieses Thema für uns nicht relevant ist", meint er.
Zur Feuerwehr kam Hannes Steffen Henn 2009 als Quereinsteiger. Der Rettungssanitäter war der Ansicht, er würde gerne etwas am Ort leisten und gerne auch mal in einem Lehrgang zu sitzen, ohne diesen selbst leiten zu müssen. Er übernahm das Amt des Pressesprechers von Sebastian Mücke und fing an, die jährlichen Großübungen auch für Zuschauer zu kommentieren.
2014 dann der Umbruch: Sein erster Sohn kam zur Welt, und er selbst trat sein Referendariat an. Seinen Feuerwehrposten gab er weiter an Jeremy Eckstein, blieb der Wehr aber als aktiver Feuerwehrmann erhalten.
Seit 2015 betreibt Hannes Steffen Henn ehrenamtlich den Blog "Neues in Edingen-Neckarhausen" mit Veranstaltungstipps, Geschichten und Fotos für und über die Gemeinde. Er übernahm den Blog in einer für ihn und seinen Bruder schlimmen Lebenssituation, nachdem sein Vater Gerhard, der sich bis dato um die pflegebedürftige Mutter gekümmert hatte, 2015 plötzlich starb.
Eines betont er: "Ehrenamt ist keine Selbstverständlichkeit, und Ehrenamtliche brauchen Pflege." Man müsse sie nach ihren Vorstellungen fragen: "Bei den Johannitern gibt es eine Hauptamtliche im Landesverband. Sie beliefert uns mit Informationen und organisiert für uns. Dadurch hält sie uns den Rücken frei", schildert Henn. Wichtiger Aspekt im Ehrenamt sei die Wertschätzung, die man Ehrenamtlichen entgegenbringe.