Nußloch: Vogelbesuch gab Dame Rätsel auf
Von Heinrich Schmidt
Nußloch. Dieser Tage gab es beim Nußlocher Kreisnaturschutzwart wieder mal eine Anfrage wegen eines Vogels. Ein Vogel, der ein besonderes Aussehen hat und den sicherlich auch viele aus der Leserschaft der RNZ noch nie zu Gesicht bekommen haben: Es handelte sich hierbei um einen seltenen Kernbeißer.
Die Anruferin aus der Nußlocher Barlachstraße beobachtet an ihrem Futterhäuschen gerne das Kommen und Gehen der Vögel. "Was ist das für ein Vogel, der an mein Futterhäuschen kommt?", bat sie um Experteneinschätzung. Sie vermutete bei ihren Erläuterungen einen exotischen Vogel, der entweder entflogen ist oder ausgesetzt wurde. Sie meinte sogar sich zu erinnern, einen solchen Vogel schon einmal von einer Ausstellung her gesehen zu haben. Ihr Tipp: Er stammt aus Afrika oder Südamerika.
Daneben. Der Naturschutzwart konnte ihr beim Besuch erklären, dass es sich um einen Europäer handelt - vielleicht sogar um einen "Nußlocher". Und zwar um einen Vogel, der von Liebhabern auch "Kirschkernbeißer" genannt wird. Das ungläubige Staunen ihres Gegenübers versuchte der Naturschutzwart mit dem entsprechenden Foto über heimische Vögel aufzulösen.
Doch was wäre ein Bericht über einen Vogel ohne sein Bild? Das Handyfoto der Dame entsprach leider nicht ganz den qualitativen Vorstellungen, und so musste die "große Kamera" zum Einsatz kommen. Also legte sich der Naturschutzwart selbst auf die Lauer am Wohnzimmerfenster. Der Vogel besuchte die Futterstelle meist regelmäßig, wodurch die Zeit seines Kommens eingegrenzt werden konnte.
Wenig später klappte es auch mit seinem Erscheinen: "Schussbereit" mit der Kamera saß das Duo gespannt am Fenster, etwas verdeckt durch den Vorhang. Als sein Lieblingsfutter erwiesen sich - unter den vielfältig dargebotenen Sämereien - Sonnenblumenkerne. Genüsslich nahm er Kern um Kern in seinen Schnabel und posierte so perfekt für die Kamera. Einige Schnappschüsse gelangen.
Selten hat man das Vergnügen, diesen rundlich und plump wirkenden, aber dennoch interessanten Vogel in freier Natur beobachten zu können. Wem das Glück hold war, ihn zur richtigen Jahreszeit am richtigen Futterplatz zu beobachten, dem wurde schnell klar, warum er "Kirschkernbeißer" heißt. Mit seinem hervorstechenden, wuchtigen Schnabel schält er das Fruchtfleisch von reifen oder überreifen Kirschen ab und knackt danach den harten Kern, um an den eigentlichen, für ihn schmackhaften Fruchtkern zu kommen. Obwohl er auch andere Sämereien nicht verschmäht, bleiben Kirschkerne für ihn im Frühjahr die Leibspeise.
Diese Nahrung kann ihm kein anderer Vogel streitig machen. Eine Vorsehung der Natur hat ihm dazu den passenden Schnabel geschenkt, der in der heimischen Fauna einmalig ist.
Der Kernbeißer ist sehr selten geworden, aber dank der zahlreichen Nußlocher Schutzgebiete an einigen Stellen gut zu beobachten.Wer ihn kennenlernen durfte, schließt ihn ins Herz - so wie die Dame aus der Barlachstraße.