TSV Nordstern 05 Guangelloch: "So’n Depp find’t Ihr nimmer"
Von Karin Katzenberger-Ruf
Leimen-Guangelloch. Ist der TSV Nordstern 05 Gauangelloch noch zu retten? Wenn es bei der nächsten außerordentlichen Mitgliederversammlung am 23. November nicht gelingt, einen neuen Vorsitzenden zu finden, wird der Verein mit über 730 Mitgliedern vermutlich noch im 113. Jahr seines Bestehens aufgelöst.
Bei der Mitgliederversammlung am Freitagabend legte Albert Dussel, wie angekündigt, den Vorsitz nieder. Da für ihn aber kein Nachfolger gefunden wurde, hätte er laut Vereinsrecht eigentlich die Pflicht, sein Amt weiterzuführen oder zumindest die Auflösung des Vereins einzuleiten. Es sei denn, gesundheitliche Gründe ließen dies nicht zu. "So’n Depp wie de Albert find’t Ihr nimmer", sagte er über sich selbst. Das waren natürlich bittere Abschiedsworte, wobei ihm entgegen seiner Wortwahl wahrscheinlich nicht egal ist, wenn der Verein "de Bach nunner" geht.
Der 77-Jährige, der fünf Jahrzehnte an vorderster Front stand, kann nicht nachvollziehen, dass die Jüngeren offenbar nicht gewillt sind, Verantwortung zu übernehmen, sich mit beruflichen und familiären Verpflichtungen "rausreden." Seiner Schilderung nach war er selbst gerade mal 27 Jahre alt, als er den Vorsitz beim TSV übernahm, hatte damals selbst kleine Kinder und gerade ein Haus gebaut.
An dem Abend steht ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Hatte er doch selbst nach einem Nachfolger gesucht und schon fast eine Zusage - doch dann hat sich der junge Mann offenbar einfach nicht mehr gemeldet und kam auch nicht zur Mitgliederversammlung. Dass in der Schlossberghalle gerade mal 32 Stimmberechtigte anwesend waren, sorgte beim Vorsitzenden auch nicht für bessere Stimmung.
Dann bekam er noch nicht einmal die Entlastung als Vorsitzender beziehungsweise in seiner Doppelfunktion als Kassier. Weil in der Kasse für den Zeitraum 2016/2017 Belege im fünfstelligen Bereich fehlten, verweigerten die Kassenprüfer ihre Unterschrift. Albert Dussel versicherte, selbst zur Aufklärung beitragen zu wollen, schon um im Ort kursierenden Gerüchten entgegenzutreten. Im Übrigen gibt es seiner Ansicht nach genügend junge Leute, die sich mit Finanzen und Bankgeschäften besser auskennen als er. Nur müssten die halt mal im Verein aktiv werden.
In eigener Sache sagte Albert Dussel, er habe den TSV Nordstern 1968 übernommen "als noch 100 Mark in der Kasse waren". Der Bau einer neuen Sporthalle und einer Flutlichtanlage, der Aufstieg der Fußballer in die A-Klasse 1970: Das sind Ereignisse, an die sich der scheidende Vorsitzende gerne erinnert. Den Bau des Klubhauses samt Restaurant bezeichnete er als gewaltigen Akt. Wie schon erwähnt, wurde Albert Dussel mit 14 Neinstimmen nicht entlastet.
Derweil konnte der Zweite Vorsitzende, der bisher auch als Geschäftsführer und Schriftführer tätig war, seine Aufgaben in jüngster Zeit krankheitsbedingt kaum noch wahrnehmen. Und nun? Sasa Balen übernimmt nach seiner Neuwahl erneut den Beisitz "Organisation", Bernd Veith bleibt als Beisitzer "Objektverwalter" aktiv, Gerd Lulay führt die Jugendabteilung weiter, Tatjana Zimmermann war für die Mitgliederbetreuung zu gewinnen.
Die Neuwahlen gingen unter Regie von Niklas Weinmann über die Bühne. Dabei konnten aber nur vier von 13 Ämtern besetzt werden, also blieb einiges vakant. Der "Notstand" reicht inzwischen bis in die Abteilungen. Einen Abteilungsleiter Fußball oder Turnen gibt es momentan nicht, mit Gerd Lulay aber zumindest einen Jugendleiter im Verein.