Wespen und Hornissen: Naturschutzbund rät - Kein Grund zur Panik
Von Manon Lorenz
Waldbrunn. Seit Wochen bekommt Ernst Stephan, erster Vorsitzender des Naturschutzbunds (Nabu) Waldbrunn, Anrufe von besorgten Bürgern, die alle dasselbe Problem haben und seinen Rat suchen. Das "Problem" ist schwarz-gelb, hat Flügel und kann stechen - und ist Ernst Stephan zufolge eigentlich gar nicht so ein großes Problem, wie der eine oder andere meinen möchte. Die Rede ist von Wespen und Hornissen, die jetzt, in den Sommermonaten, Hochsaison haben und so manchem das Kaffeekränzchen auf dem Balkon, das Feierabendbier auf der Terrasse oder das Grillen im Garten madig machen. Besonders groß ist die Angst von Eltern, dass sich die Tierchen unbemerkt aufs Eis oder in die Limonade der Kleinen schmuggeln und dann zustechen oder gar geschluckt werden.
Eine Volksweisheit lautet: "Drei Stiche der Hornisse töten einen Menschen, sieben ein Pferd." Die historisch geschürte Angst vor den Tieren sei aber völlig unbegründet, klärt Ernst Stephan vom Nabu auf. Denn Hornissen sind, ebenso wie Wespen, von Natur aus friedliebende Gesellen. Aggressiv werden sie dem Menschen gegenüber nur, wenn man ihren Nestern zu nahe kommt, da sie ihre Brut verteidigen wollen. Auch bei hektischen Bewegungen und Erschütterungen können sich die Tiere bedroht fühlen. Wespen und Hornissen seien deshalb weniger gefährlich, dafür umso nützlicher als man denkt, so der Nabu-Experte, da sie ihre Brut mit Schädlingen wie Bremsen oder Fliegen füttern. Wespen ernähren sich außerdem von Blütennektar und tragen so zur Bestäubung bei.
Ihre Nester bauen sie bevorzugt in Löchern im Mauerwerk, Gartenhäusern, Garagen, auf Dachböden oder in Rollladenkästen, da natürliche Baumhöhlen selten geworden sind. Haben es sich die "Untermieter" einmal gemütlich gemacht, rät der Naturschutzexperte: Ruhe bewahren, die neuen "Untermieter" akzeptieren und flexibel bleiben. Zum Beispiel den Gartentisch um ein paar Meter verschieben oder eine Trennwand aufstellen, sodass genügend Abstand zum Nest gewahrt bleibt. Ein weiterer Tipp von Stephan lautet: Ablenkungsmanöver einrichten. Einfach eine Schale mit verdünntem Honig oder Zuckersaft in sicherer Entfernung zum gedeckten Gartentisch aufstellen und schon ist Ruhe.
Das Motto "Alles raus, was keine Miete zahlt" sollte in diesem Fall nicht beherzigt werden. Denn was Viele nicht wissen: Es ist schlicht verboten, Wespen und Hornissen zu töten oder ihre Wohnstätten zu beschädigen oder zu zerstören, da sie laut Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) zu den besonders geschützten Tieren zählen.
In Ausnahmefällen - wenn sich ein Nest zum Beispiel an prominenter Stelle in einem Kindergarten befindet - kann eine Umsiedlung der Tiere angeordnet werden, die aber nur von einem ausgewiesenen Experten durchgeführt werden darf. Wer die gesetzlichen Bestimmungen verletzt, für den können die Sommerferien teuer werden: Bei Zuwiderhandlungen drohen Geldbußen von bis zu 50.000 Euro.
Besser ist es also, die Finger (und die Fliegenklatsche) ruhig zu halten und das Ganze einfach auszusitzen. So schnell sie gekommen sind, so schnell sind Wespen und Co. nämlich auch wieder verschwunden, denn ein Wespen- bzw. Hornissenleben ist kurz: Nach der Hochzeit von August bis September sterben die Völker bereits im Herbst wieder ab. Nur die Jungköniginnen überwintern und suchen im folgenden Jahr wieder einen Nistplatz. Aber - und das ist die gute Nachricht - das Nest vom Vorjahr wird nicht wiederverwendet. Wer trotzdem auf Nummer sicher gehen will, kann den Nestbau im nächsten Jahr verhindern, indem er Öffnungen, zum Beispiel an Rollladenkästen, verschließt oder mögliche Nistplätze mit Fliegengittern abhängt.
Info: Ansprechpartner beim Landratsamt ist Peter Bussemer, Tel.: (0 62 61) 84 17 34, E-Mail: Peter.bussemer@neckar-odenwald-kreis.de. Weitere Informationen liefert die Broschüre "Bienen, Wespen und Hornissen" des Nabu unter www.nabu.de.