Heidelberger Druckmaschinen: Konsens zwischen Aktionären und Management
Von Thomas Veigel
Mannheim. Vor neun Jahren stand die Heidelberger Druckmaschinen AG auf der Kippe. Über Sein oder Nichtsein entschieden zwei Tage - das Unternehmen wurde damals mit staatlicher Hilfe gerettet.
An diese dramatische Zeit erinnerte Günther Schuh am Mittwoch die Aktionäre auf der Hauptversammlung in Mannheim. Seit zehn Jahren ist er Aufsichtsrat, am Mittwoch wurde er von der Hauptversammlung wiedergewählt.
Es gibt einige geschäftliche Verbindungen zwischen Schuh, seinen unternehmerischen Aktivitäten und Heidelberg. So soll bei seinem elektrischen Stadtflitzer e.GO Life, dessen Serienproduktion in diesem Jahr beginnt, die Ladestation der Heidelberger Druckmaschinen zum Einsatz kommen.
"Weil es die beste ist", sagte Schuh. Beobachter halten es nicht für ausgeschlossen, dass sich noch weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit ergeben. Sollte das Elektroauto als Deutschlands Antwort auf Tesla ein Erfolg werden - was bei einem Preis von unter 16.000 Euro möglich ist - bräuchte Schuh bald ein neues Werk.
Und Platz haben die Heidelberger Druckmaschinen reichlich in Wiesloch. Bei der Digitalisierung, so Schuh, sei Heidelberg Vorreiter. "Das hat die gesamte Maschinenbaubranche noch vor sich."
Neu im Aufsichtsrat ist Ferdinand Rüesch, der durch den Verkauf des Etikettendruckmaschinenherstellers Gallus zum größten Aktionär mit einem Anteil von 9,2 Prozent wurde. Er wolle "Heidelberg zu alter Leuchtkraft" verhelfen.
Vorstandsvorsitzender Rainer Hundsdörfer erläuterte den 1300 Aktionären seinen Plan, wie durch die digitale Transformation ein neues Geschäftsmodell steigende Umsätze und Gewinne generieren soll. Und in absehbarer Zeit sollen die Aktionäre auch mit einer Dividende profitieren. Das dürfte allerdings noch einige Jahre dauern.
Die Sprecher der Anteilseigner waren am Mittwoch dem Unternehmen und seiner "intakten Story" wohlgesonnen, wie es Marc Tüngler, der unter anderem für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sprach, formulierte. Zufrieden sei man allerdings noch nicht, da bedürfe es eines höheren Aktienkurses und auch einer Dividende.
Fünf Euro wünsche er sich für den Aktienkurs. Er könne es nicht nachvollziehen, warum der Kapitalmarkt dem Unternehmen nicht glaubt. Das rund zwölf Prozent der Aktien leerverkauft seien, sei das Eine. "Das Perfide ist, dass es Aktionäre gibt, die ihre Aktien für diesen Zweck verleihen."
Andreas Schmitt, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, bemühte zunächst das Bild der Dinosaurier, denen ihre "Marktführerschaft" nichts genutzt habe. Größe alleine sichere die Zukunft nicht, aber die Strategie, eine neue, digitale Firma zu bauen, begeistert ihn.
Er sieht das Unternehmen in einigen Jahren bei fünf bis sechs Milliarden Euro Umsatz - "wenn die digitale Transformation klappt." Entsetzt über die Leerverkäufer äußerte sich Aktionär Reinhard Martius. Den Aktienkurs von aktuell 2,33 verstehe er nicht. Der sei deutlich unter dem Nennwert von 2,56 Euro.
Ob unter diesen Bedingungen ein Aktienrückkauf sinnvoll wäre? Prinzipiell sei das eine gute Idee, antwortete Finanzvorstand Dirk Kaliebe. Aber das würde das niedrige Eigenkapital weiter reduzieren. "Geht also nicht."
Zumal Heidelberg mit Aktienrückkäufen schon einmal viel Geld verloren hat. Kurz vor der großen Krise im Jahr 2009 hatte das Unternehmen 290 Millionen Euro für den Kauf von 8,5 Millionen Aktien ausgegeben - zu einem Durchschnittskurs von über 34 Euro.
Reinhard Martius regte an, alle Großaktionäre zu nennen. Neben Ferdinand Rüesch sei nur noch Universal Investment mit 5,13 Prozent genannt. Es fehle vor allem der norwegische Staatsfonds, der 3,95 Prozent der Aktien halte.