Öl-Förderung in Weinheim: So schnell wird hier kein Erdöl sprudeln
Von Philipp Weber
Weinheim. 2018 mag sich vieles entscheiden in Weinheim - aber nicht, ob hier dauerhaft Öl gefördert wird. Vielmehr darf das schwarze Gold weit unter den Feldern im Westen der Stadt noch bis 2019 bleiben, wo es ist. Denn die zuletzt für Anfang dieses Jahres angekündigte Probeförderung verzögert sich. Das bestätigte der Geschäftsführer der Heidelberger Firma Rhein Petroleum, Carsten Reinhold, gestern im Gespräch mit der RNZ.
"Wir hatten für die Probeförderung eine Bohranlage ausgewählt, die erhöhten Lärmschutz-Kriterien genügt. Diese wird im Moment aber von einer anderen Firma genutzt." Da Rhein Petroleum nicht vor dem kommenden Jahr an das Gerät herankommt, treibe man nun ein anderes Projekt im Raum Karlsruhe voran. Außerdem werde sich die Firma an Förderprojekten ihres niederländischen Mutterkonzerns - sinniger Name: Tulip Oil (frei übersetzt: Tulpen-Öl) - beteiligen.
In Weinheim ruht das Öl nicht unter Tulpen, sondern in rund drei Kilometern Tiefe unter der Feldflur. Die Förderstelle soll in der Nachbarschaft der neuen GRN-Pflege-Einrichtungen am westlichen Stadteingang entstehen. Von dort aus will das Unternehmen die Ölvorkommen quasi diagonal anbohren, vom Bohrstandort aus in Richtung Südwesten. Durch dieses Vorgehen wächst die Entfernung von der Erdoberfläche auf vier Kilometer Länge.
Nachteil des geplanten Bohrstandorts: Wegen der Nähe zu den GRN-Einrichtungen braucht die Firma die einzige Förderanlage auf dem Markt, die speziell auf die Lärmschutz-Erfordernisse in städtischen Siedlungsgebieten ausgerichtet ist. "Die Anlage wird zum Beispiel elektrisch betrieben und nicht mit Diesel. Außerdem ist sie von einer L-förmigen Lärmschutzwand ummantelt und deshalb auch nicht so hoch wie andere Maschinen", nennt Reinhold einige der technischen Details.
"Die Förderanlage ist nun aber langfristig bei einer anderen Firma unter Vertrag", erklärt er. Er hoffe aber, sich mit den Vertragspartnern einigen zu können. "In der Branche ist es durchaus möglich, dass so eine Anlage zumindest für ein bestimmtes Zeitfenster abgegeben wird." In Weinheim werden rund drei Monate benötigt, um die Probeförderung bewerkstelligen zu können. Danach wird entschieden, ob hier auf Jahre hinaus Öl "abgebaut" wird.
Wenn die Maschine verfügbar ist, kommt jedoch ein weiteres Problem auf Rhein Petroleum zu: Ursprünglich hatte die Firma geplant, die Baustellenzufahrt für die aktuell entstehende neue GRN-Pflege mit zu nutzen. Doch die Einrichtung, die die heutigen Pflege-Häuser in der Viernheimer Straße ersetzen und ergänzen soll, könnte nun vor der Probe-Bohrung fertig werden.
"Das ist uns bewusst", so Reinhold. Rhein Petroleum führe bereits Gespräche mit Behörden, Grundstücks-Eignern und den Anliegern, um Alternativen zu finden. "Wir sind zwar noch am Anfang der Diskussion, aber es gibt sicherlich andere Lösungen." Die müsse das Unternehmen ja ohnehin finden, wenn eine längere Ölförderung zustande kommt.
Die mögliche Erdöl-Förderung beschäftigt Weinheim schon seit rund sechs Jahren. 2012 hatte Rhein Petroleum den Raum Weinheim seismografisch vermessen lassen. Als Anhaltspunkte für ein Ölvorkommen im Westen der Stadt vorlagen, begann das Genehmigungsverfahren vor dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg.
Hintergrund: Bei tief liegenden Bodenschätzen liegt die Zuständigkeit beim Land, nicht bei den Kommunen - was einige erdölkritische Stadträte sowie Umweltschützer ärgert. Motto: "Es gibt kein heimisches Bio-Erdöl." Immerhin aber können die Kommunen auf Gewerbesteuer-Einnahmen hoffen. Und die sind in Weinheim immer willkommen.