Ehrlich Brothers in Mannheimer SAP Arena: Plötzlich waren die Schwiegermütter weg
Von Stefan Hagen
Mannheim. Das würde so mancher Ehemann wohl auch gerne können: Mit einem Handstreich einfach mal die Schwiegermutter verschwinden lassen. Zurück bleibt ein bisschen Rauch, dann ist himmlische Ruhe. In der SAP Arena ist das kein Problem: Hier entschweben gleich sieben Damen dieser Kategorie von der Bühne, nur um wenige Sekunden später mit einem Gläschen Prosecco in der Hand in einer anderen Ecke der Halle wieder aufzutauchen. Das Publikum ist erst verdutzt, dann brandet frenetischer Jubel auf.
Ungläubiges Staunen ist an diesem wahrhaft magischen Sonntagabend von nun an ein ständiger Begleiter für die 8000 begeisterten Zauberlehrlinge. Und so war es bereits den ebenfalls rund 8000 Besuchern der Mittagsvorstellung ergangen. Wie machen die Ehrlich Brothers das bloß? Das gibt’s doch gar nicht! Unfassbar! Man blickt in Gesichter, die die Münder gar nicht mehr zu bekommen. Etwa als Christian Ehrlich nach einem tiefen Zug aus einem mit Helium gefüllten Ballon nicht nur eine Piepsstimme bekommt, sondern auch noch anfängt, waagrecht hoch über dem Boden zu schweben. Doch damit nicht genug: Nach der Einnahme von "Superhelium" schrumpft der Magier auf Puppengröße und ist plötzlich ein Spielzeug. Sehr zur Freude seines Bruders Andreas, der frech behauptet, an Christian sei schon immer alles klein gewesen. Eine furchteinflößende Streckbank behebt schließlich das Malheur, der Magier springt in Normalgröße wieder heraus.
Ein flotter Spruch jagt nun den nächsten, die Brüder sind eben nicht nur großartige Illusionisten, sondern auch begnadete Entertainer. Das wird besonders deutlich, wenn sie das Publikum mit einbeziehen. Da wird auf den Sitzen in Bühnennähe schon mal nervös hin und her gerutscht, wenn ein Mitspieler gesucht wird. Ein gewisser Alex hat sein Pokerface aufgesetzt, als Christian Ehrlich einen Geldschein von ihm will. Der Zuschauer drückt dem Magier 20 Euro in die Hand. Vor aller Augen faltet der den Schein zusammen. Beim Entrollen ist daraus ein mickriger Fünfer geworden, Alex lächelt gequält. Wenig später wird der Schein nochmals gefaltet und wieder entrollt. Jetzt hält Alex einen Fünfziger in der Hand und strahlt.
Bei solchen Nummern gehen die Brüder zurück zu ihren Wurzeln, als sie als Kinder mit ihrem Zauberkasten die Verwandtschaft im heimischen Wohnzimmer verzückt haben. Doch mittlerweile sind sie im Olymp der Branche angekommen und können auch groß - ganz groß. Bestes Beispiel ist die Nummer mit dem kleinen Spielzeugauto, das die Brüder mit einer Plane zudecken. Darunter zuckt es nun kräftig, Lampen blinken, die Plane wird von drinnen wie von Geisterhand nach oben gedrückt. Hektische Handbewegungen, das Tuch wird weggezogen und schwuppdiwupp blickt das Publikum auf einen tonnenschweren Monstertruck. Die acht Zeugen auf der Bühne, darunter die RNZ, reiben sich verwundert die Augen. Als die Brüder schließlich ihrem verstorbenen Vater mit einem aus Metall gebogenen Herz danken, das langsam Richtung Hallendecke schwebt, wird es emotional in der Arena. Ihren Durchbruch habe er nicht mehr erleben dürfen, sagt Andreas Ehrlich mit belegter Stimme. Jetzt denken alle in der Halle das Gleiche: Mensch, Jungs, euer Papa kann mächtig stolz auf euch sein.
Dann geht es Schlag auf Schlag bis zum furiosen Finale. Zunächst wird Andreas von einer riesigen Säge durchtrennt, seine Beine führen nun eine Art Eigenleben. Zeitweise ist sein Bruder als "Vierfüßler" unterwegs, ehe die Treter zurück an ihren Stammplatz wandern. Zum Abschluss geben die Brüder mit einem Quad - einer Art vierrädrigem Motorrad - auf der Bühne Vollgas. Mit einem lauten Knall tauchen die beiden mit dem Gefährt dann exakt fünf Sekunden später am anderen Ende der Halle wieder auf.
Das bringt einen unweigerlich zurück zur alles entscheidenden Frage: Wie machen die das bloß? Es gibt nur eine plausible Erklärung: Die Ehrlich Brothers können tatsächlich zaubern.