Krimi mit Thiel und Boerne: Nackte Gärtner und kriminelle Rentner: Der "Tatort" aus Münster dreht ordentlich auf
Die "Tatort"-Kommissare Thiel und Boerne müssen den Tod einer Rentnerin aufklären, die leblos in ihrem Schrebergarten gefunden wird. Die scheinbar unbescholtene Frau hatte zahlreiche Geheimnisse – inklusive einer Leiche im Karottenbeet.
- 3 von 5 Punkten
- Es beginnt als Kleingartenposse und endet auf der großen Polit-Bühne: Ein Film, der etwas zu viel will
Worum geht's?
Sabine Schmidt (Sibylle Canonica) scheint eine ganz gewöhnliche Seniorin im Ruhestand zu sein: In ihrem Kleingarten pflanzt sie Gemüse an, aus dem Urlaub schreibt sie Postkarten und nebenbei jobbt sie in einer Tankstelle, um die Rente aufzubessern. Als sie vor ihrer Laube zusammenbricht, gehen alle zunächst von Altersschwäche aus. Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Professor Boerne (Jan Josef Liefers) werden erst stutzig, als sie neben der Leiche zwei tote Eichhörnchen finden. Starb die Rentnerin doch keines natürlichen Todes? Es stellt sich heraus, dass Sabine Schmidt in Wahrheit ganz anders hieß und auch sonst etliche Geheimnisse hatte. Als in ihrem Schrebergarten ein weiterer Toter gefunden wird, nehmen die Ermittlungen Fahrt auf. STERN PAID Ökobilanz Tatort 15.00
Warum lohnt sich der "Tatort: Unter Gärtnern"?
Das Ermittler-Duo Thiel und Boerne hat seit Jahrzehnten eine große Fangemeinde. Die kommt im jüngsten Fall voll auf ihre Kosten. Der Film schafft den gewohnten Spagat zwischen Krimi und Klamauk. In Erinnerung bleiben auch einzelne Dialoge, die amüsant auf aktuelle Geschehnisse anspielen. Etwa als Thiel niedergeschlagen wird und danach zu Boerne meint: "Um es mal mit dem Kanzler zu sagen: Ich kann mich nicht erinnern." Oder auch: "Meine Seele würde ja wahnsinnig gern umziehen, aber die Mieten sind so scheiß teuer." Das Drehbuch stammt von Regine Bielefeldt. Sie verantwortete bereits den Münsteraner Fall "Magic Mom", der im vergangenen Jahr ausgestrahlt wurde und 13,46 Millionen Menschen erreichte – die beste "Tatort"-Quote des Jahres 2023.
Was stört?
Der Krimi prangert Ageism an, also dass Menschen aufgrund ihres Alters diskriminiert werden. Gleichzeitig werden alle Protagonisten aber nicht müde zu betonen, wie alt Sabine Schmidt mit ihren 70 Jahren gewesen sei. "Sie war alt, sie ist tot", heißt es nüchtern an einer Stelle. Und Professor Boerne bemerkt, wie gut die "alte Dame" noch in Form war. Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Menschen bis 67 arbeiten und leistungsfähig sein sollen, wirkt das befremdlich. Manch einem dürfte es auch schwerfallen, der Geschichte bis ins Detail zu folgen: Sie beginnt mit allerlei Skurrilitäten im Kleingartenverein und dreht dann am ganz großen Rad aus Spionage, Geheimdiensten und historischen Ereignissen. Sich allein auf den Mikrokosmos Schrebergarten und seine Bewohner zu konzentrieren, wäre sicher auch ganz amüsant gewesen und hätte dem Film mehr Struktur gegeben.
Die Kommissare?
Thiel ist im Stress. Er muss nicht nur zwei Fälle lösen, sondern auch das Bad seines Vaters reparieren. Als er im Blaumann auf dem Kommissariat erscheint, wird er von Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) kritisch beäugt. Boerne zeigt ungewohnten Einsatz, um die mysteriösen Morde zu klären – inklusive nächtlicher Ausgrabungen und Eier-Experimente in der Mikrowelle. Ganz uneigennützig handelt der Professor freilich nicht.
Ein- oder ausschalten?
Wer sich einen unbeschwerten Fernsehabend wünscht, ist beim "Tatort" aus Münster immer gut aufgehoben. Lacher garantiert, schalten Sie ein!
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