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Декабрь
2023

Fragen und Antworten: Jeden Tag meldet die Hamas Tote im Gazastreifen. Aber wie verlässlich sind die Zahlen?

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Auf das Hamas-Massaker vom 7. Oktober reagiert Israel mit blutigen Angriffen auf den Gazastreifen. Tagtäglich flüchten Zivilisten – oder sterben durch Luftangriffe und fehlgeleitete Raketen. Die Lage ist unübersichtlich. Wie aussagekräftig können die Opferzahlen in diesem Chaos sein?

Seitdem die Hamas am 7. Oktober den Süden Israels überfallen und nach einem Massaker wieder verlassen haben, attackiert Israel den Gazastreifen aus der Luft und am Boden. Tausende Menschen sind dabei gestorben. Täglich gibt die Gesundheitsbehörde in dem Küstenstreifen Daten zu den Opfern heraus. Doch international gibt es Kritik daran. Das Gesundheitsministerium gilt vielen wegen seinen Kontakten zur Hamas als nicht vertrauenswürdig. Israel wirft ihr sogar vor, die Zahlen aufzublasen.

Doch was ist da dran? Wie glaubwürdig sind die Statistiken und wie werden sie erfasst? Ein Überblick:

Woher stammen die Zahlen der Todesopfer im Gazastreifen?

Medien weltweit, darunter auch der stern, berufen sich bei den Opferzahlen im Gazastreifen auf Daten des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums. Denn es sind die einzigen Daten, die es zu den Opfern in dem Küstenstreifen gibt. Auch Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen und das Internationale Rote Kreuz veröffentlichen Daten – allerdings ebenfalls auf Grundlage der Statistiken der Gaza-Behörde.STERN PAID 44_23 Forensiker Nahost 16.08

Wie werden die Zahlen erhoben?

Die Daten zu den Toten erhält das Gesundheitsministerium von den Krankenhäusern im Küstenstreifen. Die Kliniken dokumentieren die Zahlen der eingelieferten Verletzten und der Toten und übertragen diese anschließend in ein digitales Computer-System, auf das die Gesundheitsbehörde zugreifen kann. Darin enthalten sind der Name, eine Identifikationsnummer, Tag der Einlieferung in die Klinik, Art der Verletzung und der Zustand der Person, zeigen Screenshots, die der Nachrichtenagentur Associated Press vorliegen. Zusätzlich sammelt das Gesundheitsministerium Todeszahlen, die das Rote Kreuz vorlegt. Die Statistiken werden gesammelt und stündlich veröffentlicht.

Namen, Alter oder Todesort werden nicht genannt. Allerdings hat das Gesundheitsministerium wegen Kritik an den Daten eine Ausnahme gemacht: Im Oktober veröffentlichte es ein 212-seitiges Dokument, das alle bis dahin Getöteten auflistet – Namen, Geschlecht, Alter und Identifikationsnummer inklusive. Gelistet sind darin mehr als 6700 Personen. Fast 300 Menschen fehlten auf der Liste, weil ihre Identität noch nicht überprüft werden konnte, sagte die Gesundheitsbehörde damals.

Wie glaubwürdig sind die Daten?

Dazu gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Experten sind der Meinung, dass Zahlen einfacher zu veröffentlichen sind als Namen. Das Dokument gilt laut einer Analyse der Wochenzeitung "Zeit" zumindest als plausibel. Das Alter der Getöteten deckt sich demnach mit der Altersstruktur der Bevölkerung im Gazastreifen. Mehrheitlich sind Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren verstorben – ein typisches Alter für Kämpfer. Frauen und Kinder sind, verglichen mit den männlichen Toten, seltener unter den Opfern.

Warum werden die Zahlen angezweifelt?

Wegen der heftigen Gefechte zwischen Israel und dem Gazastreifen können die Zahlen nie sofort unabhängig überprüft und verifiziert werden. Zudem ist nicht ganz klar, ob es sich bei den Toten um zivile Opfer handelt oder ob die getöteten Hamas-Kämpfer darin mit einberechnet werden. Bisher haben die Hamas keine gesonderten Statistiken zu den getöteten Kämpfern veröffentlicht. Auch darüber, wie die Menschen ums Leben kamen, ob bei einem israelischen Luftangriff oder durch fehlgeleitete palästinensische Raketen, verlieren die Behörden kein Wort.STERN PAID Interview Forensikerin Israel 19.07

Unter anderem deshalb werden die Statistiken international skeptisch betrachtet oder kritisiert.

Zweifel wurden unter anderem nach dem Raketeneinschlag beim Al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza-Stadt gesät. Die Hamas meldete direkt 500 Tote und beschuldigte die israelische Luftwaffe. Zudem kursierten zunächst Gerüchte, wonach eine Rakete das Krankenhaus getroffen hätte. All das bestätigte sich nicht. Heute gilt als wahrscheinlich, dass eine fehlgeleitete palästinensische Rakete auf einem Parkplatz neben der Klinik einschlug. Europäische Geheimdienste gingen damals von ungefähr einem Dutzend Getöteter aus. Die US-Regierung rechnet mit 100 bis 300 Toten, die Hamas spricht von 471.

Was sagt Israel zu den Todeszahlen aus dem Gazastreifen?

Ein israelischer Militärsprecher warf den Behörden in Gaza vor, die Todeszahlen aufzublasen. Die Gaza-Behörden hätten zudem in der Vergangenheit zu den Opferzahlen gelogen, sagte der Sprecher und nannte den Raketeneinschlag beim Al-Ahli-Arab-Krankenhaus elf Tage nach dem Massaker, das die Hamas am 7. Oktober im Süden Israels verübt hatten. (Mehr dazu lesen Sie hier.)

Ein anderer Militärsprecher revidierte diese Vorwürfe aber in einem Pressebriefing Anfang Dezember wieder. Das Verhältnis zwischen getöteten Hamas-Kämpfern und zivilen Opfern liege bei 1:2. Auf die 5000 toten Kämpfer, von denen Israel damals ausging, kommen doppelt so viele Zivilisten. "Ich sage nicht, dass es nicht schlimm ist, dass wir ein Verhältnis von zwei zu eins haben", sagte der Militärvertreter, fügte jedoch hinzu, dass die Hamas Zivilisten als Schutzschilde nutze. Das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium sprach an dem Tag von fast 15.900 Toten. Der israelische Militärvertreter bezeichnete die Zahlen als mehr oder weniger korrekt. "Hoffentlich wird (die Quote) in der kommenden Phase des Krieges viel niedriger sein."

Israel veröffentlicht eigene Opferzahlen zum Gazastreifen. Sie beruhen allerdings auf Schätzungen.

Wie werden die Statistiken von Fachleuten und Hilfsorganisationen eingeschätzt?

"Im Krieg sind Informationen grundsätzlich Gegenstand von Propaganda. Sie werden oft als Waffe eingesetzt", sagt Therese Pettersson, Forschungskoordinatorin an der Fakultät für Friedens- und Konfliktforschung der Universität Uppsala, der "Zeit". Pettersson betreibt eine renommierte, unabhängige Datenbank zu den Opfern von Kriegen und Konflikten und weiß aus Erfahrung, "dass frühe Zahlen aus laufenden Konflikten später oft korrigiert werden müssen". Allerdings habe sich das Gesundheitsministerium von Gaza in der Vergangenheit als vertrauenswürdige Quelle erwiesen.

Seit die Hamas den Küstenstreifen besetzen, gab es drei große Kriegsphasen, in denen Israel den Gazastreifen aus der Luft angriff. In sämtlichen Fällen haben Ermittler der Vereinten Nationen die Statistiken zu den Opfern mit Recherchen vor Ort, Unterlagen und Befragungen der Hinterbliebenen überprüft – und kamen zu einem ähnlichen Ergebnis wie die Hamas-Gesundheitsbehörde. Die Opferzahlen unterscheiden sich um weniger als vier Prozent und sind damit beinahe deckungsgleich.

Grafik Opferzahlen im Vergleich

Hilfsorganisationen betonen immer wieder, dass die Daten aus dem Gazastreifen leicht von der Realität abweichen können. Wegen der heftigen Angriffe ist es derzeit unmöglich, die Daten tagtäglich zu überprüfen und zu verifizieren. "Es ist erwähnenswert, dass die Zahlen, die seit dem 7. Oktober veröffentlicht wurden, im Allgemeinen mit dem Ausmaß der Tötungen übereinstimmen, das man angesichts der Intensität des Bombardements in einem so dicht besiedelten Gebiet erwarten würde", sagt der Direktor für Israel und Palästina bei Human Rights Watch der Nachrichtenagentur Reuters. "Diese Zahlen stimmen mit dem überein, was man erwarten könnte, wenn man bedenkt, was wir vor Ort durch Zeugenaussagen, durch Satellitenbilder und anderes sehen."

Eine Untersuchung, die Anfang Dezember im Fachblatt "The Lancet" erschien, kam zu demselben Ergebnis. Demnach gebe es keine Hinweise darauf, dass die Hamas und das Gesundheitsministerium im Gazastreifen die Daten aufblasen oder gar fälschen.

 

Quellen: "The Times of Israel", "The Lancet", Reuters, Associated Press, Foundation for Defense of Democracies, Zeit Online, "Al Jazeera", DPA, AFP






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