Urmel-Prunksitzung: In Neckarwimmersbach geht die Post ab
Von Marcus Deschner
Eberbach. Eine rund fünfstündige Reise ins Urmelland unternahmen Tänzerinnen, Gruppen und Büttenredner am Freitag im SV-Sportheim mit zahlreichen Gästen. Zur ersten Prunksitzung der KG Urmel begrüßte Präsident Joachim Schwab, mittlerweile seit 41 Jahren in Amt und Würden, vor ausverkauftem Haus das Publikum, bevor Sitzungspräsident Bernhard "Lungo" Walter das närrische Zepter übernahm. Und schon ging Schlag auf Schlag die Post ab mit Tänzen, Büttenreden und Showeinlagen. Die dicht an dicht sitzenden Gäste quittierten die Auftritte mit stürmischem Beifall, Hausmusiker Stefan Schirmer steuerte die richtigen musikalischen Töne bei.
Die "Urmel Strolche" in Gestalt von Laura Tasser, Lotte und Emma Michalske, Milan Heißler, Mikkeline Schäfer, Soraya Anastasow und Kim Münnich zeigten, dass der Verein wahrlich keine Nachwuchssorgen hat. Wie im Programm angekündigt, waren die wirklich "besser als Bienenstich". S’ Annemarie (Xenia Walter) war gerade bei den Wight Watchers rausgeflogen. Und tat sich höllisch schwer mit der Berufswahl. Mit dem Studieren war’s schon nichts, also probierte sie’s halt als Helferin beim Arzt und im Verkauf beim Bäcker.
Stürmisch wie das Meer
Stürmisch wie das Meer kamen die Urmel Elfen Jule Beisel, Lucy Ehrenreich, Tuana Baydur, Louisa Hörr, Ronja Winter, Leonie Joksch und Carla Eichner auf die Bühne. "Ich bin bei der Stadt", outete sich Stroßekehrer Hansi Hold. Und zog so manches kommunale Geschehen durch den Kakao. Er wunderte sich auch, dass beim Schmeißer-Umbau lange kein Geld da war, aber man beim Lebensrad ohne mit der Wimper zu zucken eine neue Küche für anderthalb Millionen Euro hinstellen kann. Auch die Parallelen zwischen der Regierungsbildung in Berlin, die sich locker über ein halbes Jahr hinzog und dem Eberbacher Gemeinderat blieben dem Straßenkehrer nicht verborgen. "Schlechteste Partei Deutschlands" definierte er den Namen der ältesten politischen Organisation hierzulande neu.
In Landestracht tanzten die Young Urmels Marilena Messel, Maj Sue Lack und Svenja Steck "Adios Mexico". Ihr Konterfei ziert auch den diesjährigen Kampagneorden.
Für Lachsalven sorgte Rumbabbler Kalle Beisel. Kostprobe. Kalle liegt nachts im Bett und bekennt seiner Ehefrau: "Du Schatz, isch hab kee Unnerhos oa". Daraufhin die bessere Hälfte: "Macht nix, isch wesch dir morje ene raus". "Baile seductor de Tango" aus der Wimmersbacher Klinge leiteten mit einem "bewegenden Ausdruckstanz" das Ende der ersten Halbzeit ein. Schwungvoll ging’s weiter mit dem Gardeschowtanz von Urmelienchen Samira Schmidt.
Nach mehrjähriger Welttournee aus Las Vegas direkt nach Eberbach zu den Urmeln kamen Sifglied und Roooy alias Bernhard Walter und Torsten Schmidt. Die beiden Magier zeigten allerhand Zaubertricks. Auf die beiden "Raketen" stiegen danach auch zwei krachende "Raketen" im Saal.
Mit lautem Halali scharf geschossen in der Bütt wurde von Simon Koch und Christoph Braun. Da war dem einen Jäger doch neulich glatt ein Unfall passiert. Er hatte nämlich vergessen, einen ihm angebotenen Jägermeister hinunterzukippen. Die "drei Grundsätze der Jagd mit ‚S’ wurden den Gästen auch verraten: Schießen, schaufeln, schweigen.
Nach Schulschluss kamen die Urmel Teens Jamila Strangfeld, Samira Schmidt, Nelly Wettig, Xenia Walter und Alexa Brunner und begeisterten mit "My lonelyness is killing me". Von ihrem Heinerle erzählte wiederum Petronella Knorzel (Heide Bayer). Beispielsweise was man so alles erlebt, wenn man in der Gegend herumfährt.
Aus dem Sultanspalast kamen "Get Freaky" und erfüllten mit ihrem Tanz die drei Wünsche aus der Lampe.
Geistigen Beistand gab’s dann von "Gottes Zunge auf Erden" (Christian Nahm). Der Messdiener erteilte nicht nur den Gästen die Absolution.
Dass Sicherheit auch in Wimmerschbach "noch nie so geil" war, bewiesen um Mitternacht die Urmel Cops. Und führten im Saal eine Razzia durch. Zum großen Finale sangen alle dann das "Urmellied" sowie die neueste Songkreation "Urmel sind grün", die an einen Hit von Josh anlehnt.